Nachten

[394] * Nachten, ein Nebenwort der Zeit, welches nur in den gemeinen Sprecharten Obersachsens und Oberdeutschlandes üblich ist, wo es so viel als nächst, nächst vergangen, neulich, und in engerer Bedeutung gestern und gestern Abend bedeutet. Nächten tanzten wir, gestern Abend. Nisa starb mit nächten, Logau. Necht spat, Theuerd. Kap. 78. Denn du mir necht sagst, ebend. Der an einem andern Orte nechten auch für neulich gebraucht.


Ich stuont mir nehtint spate an einer zinne,

der von Kiurenberg.


In einigen Gegenden ist es auch als ein Beywort üblich, denn Frisch hat irgend wo die Stelle gefunden: er räuspet den nächten Schlaftrunk heraus, den gestrigen. Eben derselbe leitet es von dem Worte Nacht ab, allein es scheinet vielmehr von nahe, nächst abzustammen, weil es auch neulich überhaupt gebraucht wird. Nächst hat hier nur den Zischlaut weggeworfen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 394.
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