Nadel, die

[407] Die Nadel, plur. die -n, Diminut. das Nädelchen, ein zarter an einem Ende spitziger Körper. 1) In der eigentlichen weitern Bedeutung, wo verschiedene Körper dieser Art Nadeln genannt werden. Dergleichen sind die runden spitzigen Blätter der Fichten und Tannen, des Wachholders u.s.f. welche so wohl Nadeln als[407] Tangeln genannt und den Blättern im engern Verstande entgegen gesetzt werden, S. Nadelholz. Die Seenadel ist ein langes spitziges dünnes Schalthier, S. dieses Wort. Besonders sind verschiedene ähnliche Werkzeuge unter dem Nahmen der Nadeln bekannt. Dahin gehören die Probir- oder Streichnadeln der Goldschmiede und Probirer, die Magnetnadeln, die Stricknadeln, u.s.f. S. diese Wörter. In noch engerer Bedeutung sind es Werkzeuge zum Stechen, wohin die Haarnadeln, die Packnadeln, die Spicknadeln, die Radirnadeln u.s.f. gehören. 2) Im engsten Verstande, kleine zarte Werkzeuge dieser Art, so wohl zum Nähen, als auch etwas damit anzustecken, wovon jene Nähnadeln, diese aber Stecknadeln heißen, beyde aber auch nur oft Nadeln schlechthin genannt werden. Etwas mit einer Nadel anstecken, mit einer Stecknadel. S. Stecknadel. Sich mit der Nadel nähren, von der Nähnadel, ein Schneider, oder eine Nähterinn seyn. Etwas mit der heißen Nadel nähen, sehr eilfertig, so daß es bald wieder aufgehet.

Anm. Schon bey dem Ulphilas Nethls, im Oberdeutschen ehedem Naild, im Nieders. Natel, im Engl. Needle, im Angels. Naedl, im Dän. und Isländ. Naal, im Schwed. Nål, im Finnländ. Neula, im Esthländischen Nekla, im Fries. Nirla. Es stammet nicht, wie gemeiniglich behauptet wird, von nähen her, weil die Nähnadeln nur eine kleine Unterart der Nadeln ausmachen, sondern gehöret zu dem Geschlechte der Wörter Nessel, Nagel, Nase, Schnautze, νυττειν, stechen, u.s.f. welche insgesammt den Begriff der Spitze oder doch der Hervorragung haben. S. Nase und Nessel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 407-408.
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