-Ner

[467] -Nêr, eine Ableitungssylbe, vermittelst welcher Hauptwörter männlichen Geschlechtes von andern Wörtern gebildet werden. 1) Von Zeitwörtern, eine Person männlichen Geschlechtes zu bezeichnen, welche die Handlung des Zeitwortes verrichtet; von welcher Art doch die wenigsten sind. Klämpener, von klampen, klämpen, und vielleicht noch andere mehr. 2) Von Nennwörtern,[467] besonders von Hauptwörtern, eine Person männlichen Geschlechtes anzudeuten, deren vornehmster Gegenstand das Hauptwort ist, wo aber die Art und Weise ihrer Verbindung oder Beschäftigung mit demselben bloß durch die Gewohnheit und den Gebrauch bestimmt wird. Der Beständner, der etwas in Bestand oder Pacht hat, der Pachter; der Bündner, in der Schweiz, der Theilhaber an einem Bunde, der Mitverbundene, Bundesgenoß; der Büttner, welcher Butten verfertiget; der Clausener, der in einer Clause lebt; der Falkner, der mit Falken umzugehen weiß; der Glöckner, der die Glocken zu lauten hat; der Kellner, der die Aufsicht über den Keller hat; der Kistner, der Kisten verfertiget; der Mauthner, Zöllner, der Einnehmer der Mauth oder des Zolles; der Meßner, der das Meßgeräth in seiner Verwahrung hat; der Kirchner, in ähnlichem Verstande; Pförtner, der die Aufsicht über die Pforte hat; Pfründner, der eine Pfründe in Bestitz hat; Schuldner, im Gegensatze des Gläubigers; Söldner, der um Gold dienet; Wöchner, der Wochenweise arbeitet u.s.f. Diejenigen Wörter gehören nicht hierher, wo das Hauptwort schon ein n hat, an welches die Ableitungssylbe -er angehänget worden, wie Gärtner von Garten, Gegener von gegen, Hafener von Hafen u.s.f. Manche der oben angeführten Wörter können freylich wohl von dem Plural auf -en gebildet seyn, da denn auch nur die Sylbe -er angehänget worden; allein in den meisten ist doch die Sylbe -ner unläugbar. Sie kommt mit der Sylbe -er sehr genau überein, und es kann seyn, daß sie auch vermittelst des euphonischen vorgesetzten n aus derselben gebildet worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 467-468.
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