Nunmehr

[540] Nunmêhr, ein Nebenwort der Zeit, welches in der feyerlichen Schreib- und Sprechart für nun gebraucht wird, wenn es das bloße Nebenwort der Zeit ist, und wenn dessen Kürze dem ernsten Gange und der Ründe der Rede nicht angemessen ist. Nunmehr sehe ich es wohl ein. Was habe ich nunmehr davon? Die Vernunft hat nunmehr über mein Herz gesiegt, Gell. Man hat lange daran gearbeitet, nunmehr ist die Sache endlich zu Stande gekommen. Oft stehet es auch, das Nebenwort von dem Bindewort zu unterscheiden, oder wenn die Zusammenkunft beyder einen Mißklang machen würde. Da nun viel Zeit vergangen war, und nunmehr gefährlich war zu schicken, u.s.f. Apostelg. 27, 9. Mehr scheinet hier bloß zur Verlängerung des Wortes da zu seyn. Bey den ältesten Oberdeutschen Schriftstellern findet sich dieses Nebenwort nicht.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 540.
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