Pflaume, die

[736] Die Pflaume, plur. die -n, Dimin. das Pfläumchen, Oberd. Pfläumlein, die saftige runde oder länglich runde Frucht des[736] Pflaumenbaumes, welche zu dem Steinobste gehöret, und deren es mehrere Arten von verschiedener Gestalt und Größe gibt. In weiterer Bedeutung, welche besonders im Hochdeutschen üblich ist, bekommen alle diese Arten den Nahmen der Pflaumen. Im gemeinen Leben hingegen hat man für dieselben eigene Nahmen. Besonders nennet man im gemeinen Leben Ober- und Niederdeutschlandes die gemeinsten kleinen länglichen Pflaumen, welche violet, röthlich oder dunkelblau von Farbe sind, Zwetschchen, Oberd. Zwespen, Nieders. Quetschen, die größern aber, welche bald eyrund sind, bald aber sich mehr der Kugelründe nähern, in engerer Bedeutung Pflaumen, wohin denn die Damascener-Pflaumen, die Ungarischen Pflaumen, die Catharinen-Pflaumen, die Myrabellen, die Roßpflaumen, die Eyerpflaumen und noch andere gehören. Die Damascener-Pflaumen stammen ursprünglich aus der fruchtbaren Ebene um Damascus in Syrien her, und sind vermuthlich durch die Kreuzzüge zu uns gebracht worden. Die Kriechen, Spillinge, Maronken sind besondere Arten Pflaumen.

Anm. Im Nieders. Plumme, im Angels. und Engl. Plum, im Schwed. Plommon, im Isländ. Plummur, im Dän. Blomine. Alle mit der nicht ungewöhnlichen Veränderung des r in l aus dem Lat. Prunum, Griech. προυμνον, welches r nicht nur die Franzosen in ihrem Prune behalten haben, sondern auch noch in den im gemeinen Leben Oberdeutschlandes üblichen Prume für Pflaume, bey dem Apherdian Pfraume, vorhanden ist. Auch im Osnabrückischen sagt man für Plumme noch Prume. Da der Pflaumenbaum in Europa nicht einheimisch ist, indem man noch zu des Cato Zeiten in Italien keine anderen als die gedörrten, durch die Handlung dahin gebrachten Pflaumen kannte, sondern in dem südlichen Asien, dem Vaterlande unserer meisten Gartenfrüchte und Gartengewächse, zu Hause gehöret, so ist auch der Nahme dort aufzusuchen. Die Asiaten sollen diese Frucht auch noch wirklich Prunaon nennen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 736-737.
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