Pfuschen

[762] Pfúschen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und eigentlich eine Nachahmung eines zischenden Schalles ist, diesen Schall von sich geben und verursachen. 1. Lockeres Schießpulver pfuscht, wenn es angezündet wird. Wenn daher das Pulver von der Pfanne eines Feuergewehres unwirksam abbrennt, so sagt man, es pfusche ab, und dieser zischende Laut und die Handlung der Hervorbringung desselben nennt man daselbst einen Pfuscher. Pulver auf die Pfanne schütten, um einen Pfuscher zu machen. Figürlich wird daher auch wohl ein jeder Fehler, ein jedes Versehen ein Pfuscher genannt, den man nach ähnlichen Figuren auch einen Placker und Pudel zu nennen pflegt. 2. Eilfertig und obenhin arbeiten und handeln. 1) Eigentlich, wo pfuschen überhaupt, eine Handlung mit nachtheiliger Eilfertigkeit verrichten ist, so daß sie dadurch schlecht und untauglich wird. 2) In engerer und gewöhnlicher Bedeutung ist pfuschen eine Arbeit verrichten, von welcher man nicht die gehörige Kenntniß hat; und 3) in der engsten, und besonders bey den Handwerkern und Künstlern üblichen Bedeutung, eine Arbeit verrichten, welche man nicht auf die eingeführte Art erlernet hat, oder zu welcher man nicht den gehörigen Beruf hat, zu welcher man nicht auf die einmahl eingeführte Art berechtiget ist. Derjenige pfuscht, welcher Arbeiten verrichtet, zu welchen die einmahl zunftmäßig eingeführten Künstler und Handwerker nur allein berechtiget seyn wollen. In eine Kunst, in eine Wissenschaft, in ein Handwerk pfuschen, sich damit abgeben, ungeachtet man selbige nicht auf die gehörige Art erlernet hat, oder dazu gehörig berufen und berechtiget ist. Der Lehrling pfuschet hinter dem Rücken seines Meisters, wenn er ohne dessen Wissen Arbeiten übernimmt, die dieser verrichten sollte.

Anm. Im gemeinen Leben auch pfuschern, im Dän. fuske. Es ist in der zweyten Bedeutung gleichfalls eine Nachahmung des zischenden Lautes, welchen eine Art geschwinder Bewegung hervor bringet, da es denn zu wischen und wuschen, fuseln, faseln, dem Angels. fysa, eilen, und andern Wörtern dieses Geschlechtes gehöret. Schlechte, ungeschickte Arbeit verrichten heißt im Nieders. funstern, und gewisse schnelle Bewegungen mit den Händen machen, funseln.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 762.
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