Pöbel, der

[796] Der Pöbel, des -s, plur. inus. 1. Das gemeine Volk, der größte und niedrigste Haufe in einem Staate, der große Hause. Ehedem war dieses Wort ohne allen verächtlichen Nebenbegriff üblich, so wie man jetzt das Wort Volk gebraucht, und in diesem Verstande kommt es auch noch mehrmahls in der Deutschen Bibel vor. Allein heut zu Tage klebt ihm fast in allen Fällen der Begriff der bürgerlichen so wohl als sittlichen Niedrigkeit an, daher man dieses Wort selten anders als mit einem verächtlichen Nebenbegriffe gebraucht. 2. Figürlich. 1) Personen ohne Tugend und vorzüglicher Denkungsart, Personen, welche in ihrer Art zu denken und zu handeln dem Pöbel in der vorigen Bedeutung gleich sind, da man denn zuweilen wohl von dem Pöbel in allerley Ständen spricht. 2) Die größte und geringste Anzahl von Dingen Einer Art.


Der Tod sieht keinen Vorzug an,

Und stellt den allergrößten Mann

Zum Pöbel der gemeinen Schatten,

Haged.


Der Mond und der ganze Pöbel des Gestirnes haben ihre Wanderschaft,

Opitz.


Anm. Bey den Oberdeutschen Schriftstellern der vorigen Jahrhunderte Gebuvel, Popel, Pepel und das Bösel. Es ist, so wie das Engl. People und Französ. Peuple, aus dem Lat. Populus entlehnet. Sehr unnöthig, und wider die ganze entschiedene Aussprache der Hochdeutschen ist es, das harte p in der letzten Sylbe wieder herzustellen, und dieses Wort, wie einige Sprachlehrer verlangt haben, Pöpel zu schreiben. Sollte die Schreibart der Lateiner die Richtschnur für die Deutschen seyn, so könnte es leicht einem Dritten einfallen, dieses Wort Popul zu schreiben, und der hätte dem eben so viel Recht als der vorige. In Boxhorns Glossen heißt das gemeine Volk smal Firihi, bey dem Hornegk Throten, im Hochdeutschen ist im Scherze auch Hans Omnis, in Meißen Hottich, in Nieders. Jahn Hagel, Klattjenvolk u.s.f. üblich, welche größten Theils auch den verächtlichen Nebenbegriff der Niedrigkeit bey sich haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 796.
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