Postille, die

[816] Die Postílle, plur. die -n, ein Buch, welches Predigten über die Evangelien und Episteln enthält; ein Predigtbuch. Die Kirchen-Postille, wenn es Predigten enthält, welche der Gemeine in der Kirche vorgelesen werden sollen, zum Unterschiede von einer Haus-Postille, welche bloß zur häuslichen Andacht bestimmt ist. Daher der Postillen-Reiter, eine verächtliche Benennung eines Predigers, welcher seine Predigten aus Postillen entlehnet. Das Wort ist aus dem mittlern Lat. Postilla, welches eigentlich von den fortlaufenden Randglossen über die Bibel gebraucht wurde, und wiederum von den Worten post illa verba herrühren soll, mit welchen die Lehrer, welche ihren Zuhörern solche Randglossen in die Feder dictirten, selbige begleiteten.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 816.
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