Ranzen

[934] Ranzen, verb. reg. act. et neutr. welches im letztern Falle das Hülfswort haben bekommt. Es ist nur in den gemeinen Sprecharten üblich, wo es in dreyfacher Bedeutung vorkommt. 1) Lärmen, viele ungeordnete mit einem lauten Getöse verbundene Bewegungen machen; als ein Neutrum. Den ganzen Tag im Hose herum ranzen, d.i. laufen springen, lärmen. Im Bette herum ranzen, heftige und unnütze Bewegungen machen. Ingleichen als ein Activum, das Bett zu Schanden ranzen, es durch solche Bewegungen aus seiner Lage bringen, verderben. S. auch Verranzen. 2) Sich ranzen, sich auf eine ungeschickte, dem Wohlstande zuwider laufende Art dehnen, sich recken; eine besonders im Oberdeutschen übliche Bedeutung, wo dieses Wort auch stranzen lautet. 3) Von vielen Thieren, wenn sie sich begatten, oder ungestüm nach der Begattung verlangen, sagt man, daß sie ranzen. Die Jäger gebrauchen dieses Wort so wohl von den Hunden, als von allen vierfüßigen Raubthieren. Auch hier sticht der Begriff des Geräusches und besonders des Geschreyes merklich hervor, wie denn auch die gleichbedeutenden, aber von andern Thieren üblichen rammeln, rollen, brauschen, brunften u.s.f. eben darauf abzielen. Wenn die Schweine läufisch sind, so sagt man, daß sie brähnen, siehe dieses Wort.

Anm. Schon die Endsylbe -zen zeiget, daß dieses Wort ein Intensivum ist, welches von einem veralteten rahnen abstammet, welches überhaupt ein lautes Getöse oder Geschrey machen bedeutet hat, und dieses Getöse selbst nachahmet. Noch im Arabischen ist raua tönen, und im Isländ. kreina, Schwed. vrena, wiehern. S. auch Dröhnen, Grunzen, Krahnisch, Brähnen u.s.f. welche insgesammt dahin gehören, und sich nur doch die Vorlaute unterscheiden. Von dem Begriffe des Getöses ist der Begriff der heftigen Bewegung eine sehr natürliche Figur. Für ranzen in der ersten Bedeutung ist in manchen Fällen auch rasen, und in den gemeinen Sprecharten auch rammeln, rankern, ranten üblich, welche sich nur durch die Endlaute unterscheiden. Im Holländischen ist randen[934] und ranten mit einem Getöse herum rennen, und in Franken und Schlesien, dem Frisch zu Folge, der Rant ein Lärm, Getöse. In der Rothwälschen Diebessprache ist der Ranzen eine Katze.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 934-935.
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