Rathsam

[955] Rathsam, -er, -ste, adj. et adv. 1) Von 1 Rath, bemühet, eine Sache zu Rathe zu halten, d.i. so lange als möglich zum künftigen Gebrauche beysammen zu halten, und darin gegründet. Ingleichen in weiterer Bedeutung für sparsam. Ein rathsamer Mensch. Rathsam mit einer Sache umgehen. Bey Tische rathsam vorlegen. Das Licht brennt rathsam. Im gemeinen Leben auch räthlich. 2) Von 3 Rath 1 1) 2), Überlegung, Klugheit, kommt es in einigen Gegenden für bedächtlich, weislich vor.


‒ Wer gedenkt die Heirath auszuschlagen,

Die ihm von Helena wird rathsam angetragen?

Opitz.


In welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen völlig unbekannt ist. 3) Von 3 Rath 1 5), was anzurathen ist, als eine nützliche Sache angerathen zu werden verdienet; und in weiterer Bedeutung für heilsam, nützlich. Ein rathsames Mittel. Es ist nicht rathsam, daß wir hingehen. Es wäre rathsamer, wir blieben zu Hause. Der rathsamste wird zu seyn, daß wir thun,[955] als sähen wir es nicht. Im gemeinen Leben einiger Gegenden auch räthlich, im Oberdeutschen gerathen, S. dieses Wort in Rathen 2.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 955-956.
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