Rechen, der

[991] Der Rếchen, des -s, plur. ut nom. sing. 1. Eigentlich, ein Werkzeug der Gärtner und Landwirthe, welches aus einem mit Zähnen oder Zinken versehenen Holze an einem langen Stiele bestehet, die aufgegrabene Erde damit zu ebenen, abgehauenes Gras oder Getreide damit zusammen zu bringen u.s.f. Der Nahme ist besonders der Hoch- und Oberdeutschen Mundart eigen, dagegen die Niederdeutsche dieses Werkzeug eine Harke nennet. Ehedem wurde auch die Ege im Oberd. ein Rechen genannt. 2. Figürlich, wegen einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. 1) An großen Teichen ist der Rechen ein drey- oder viereckiges hölzernes Wassergebäude an einem Damme, welches aus vielen enge an einander stehenden und oben und unten in starke Balken eingezapften Sprossen bestehet, das Wasser dadurch abfließen zu lassen, die Fische aber zurück zu halten; der Teichrechen. Die Wassermühlen haben zuweilen einen ähnlichen Rechen vor den Rädern, zu verhindern, daß mit dem Wasser nichts Schädliches auf die Räder falle; der Mühlrechen. Holzrechen, dergleichen Vorrichtung quer über einen Fluß, das auf demselben geflößte Holz zurück zu halten. 2) An den Schlageuhren ist der Rechen oder Uhrrechen ein Werkzeug an dem Verlegewerke, welches dem Rechen der Gärtner gleicht, nur daß es einen bogigen Rand hat, und mit Sperrzähnen ausgeschnitten ist. Er dienet die zwölf Uhrschläge abzumessen, und wird auch der Steller genannt. Franz. Rateau. 8) Bey den Papiermachern ist der Rechen ein breterner Kasten, in welchen Wasser fallen kann, mit einer Rührstange, den in der Holländerey gemahlnen Zeug darin flüssiger zu machen. Er wird an einigen Orten das Buttloch genannt, weil er sich neben der großen Butte befindet. Den Nahmen eines Rechens führet er vermuthlich wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Teichrechen.

Anm. Im Angels. Race, im Engl. Rake, im Lotharingischen le Rechtel, lo Retia, und mit andern Endlauten im Franz. Rateau, im Lat. Rastrum, Rastellum, im Ital. Rastello. S. das folgende. Das Nieders. Harke kann durch Versetzung des r, oder jenes aus diesem, entstanden seyn.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 991.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika