Retten

[1091] Rêtten, verb. reg. act. schnell aus einer großen Gefahr heraus reißen, und in weiterer Bedeutung, schnell von dem Untergange, von einer großen Gefahr befreyen. Mit der vierten Endung der Sache. Jemanden retten, ihn von dem nahen Untergange, von einer drohenden Gefahr befreyen. Das Dorf brannte ab, so daß die Einwohner nichts retten konnten, doch wurde die Kirche noch gerettet. Retten helfen. Das Vaterland retten. Seinen guten Nahmen retten. Er ist nicht mehr zu retten. Jemandem das Leben retten. Ingleichen mit Vorwörtern. Sich durch die Flucht, vermittelst der Flucht retten. Jemanden aus der Gefahr, aus dem Unglücke retten. Das Seinige aus dem Feuer, aus dem Wasser retten. Sich an einen Ort retten, seine Zuflucht in dringender Gefahr dahin nehmen. Wohin soll ich mich retten? O die Stille der Seele, wie allgewaltig rettet sie in allen Gefahren! Hermes. Die Verbindung mit dem Vorworte von, welche in der Deutschen Bibel sehr häufig ist, jemanden von dem Tode, von seinen Feinden retten, ist jetzt[1091] mit dem zusammen gesetzten erretten üblicher, als mit dem einfachen.

So auch das Retten. Da ist an kein Retten mehr zu denken. Ingleichen die Rettung. An keine Rettung denken. Rettung thun, leisten. Die Ehrenrettung. Das Rettungsmittel, wodurch man sich rettet.

Anm. Bey dem Ottfried rettin und reten, im Nieders. redden, im Angels. hreddan, im Schwed. rädda, im Engl. to rid. Es gehöret zu reißen, Nieders. riten, von welchem es vermittelst des verdoppelten t ein Intensivum seyn kann. Noch einfacher ist im Isländ. rya für retten üblich, welches mit dem Griech. ῥυωμαι überein kommt. Hornegk gebraucht auch das jetzt veraltete Rath für Rettung, oder Stand der Sicherheit, welches sich unserm Rath, Consilium, in manchen Bedeutungen nähert; da ist kein Rath mehr, keine Rettung, es wird wohl Rath werden, Hülfe, Rettung.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1091-1092.
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