Sauber

[1292] Sauber, -er, -ste, adj. et adv. rein, von allem Schmutze oder Unreinlichkeit befreyet und dabey zierlich. 1) Eigentlich. Das Glas ist sehr sauber, rein. Eine saubere Kleidung. Ein sauberes Hemd. Sich sauber und reinlich halten. Sauber gekleidet gehen. Man hat dich nicht mit Wasser gebadet, daß du sauber würdest, Ezech. 16, 4. Im Hochdeutschen verbindet man mit dem Begriffe der Reinlichkeit allemahl auch den Begriff der Zierlichkeit; allein im Oberdeutschen gebraucht man es auch für[1292] rein überhaupt. Saubere Wäsche, ein sauberer Teller ist daselbst weiter nichts, als ein reiner. Im Hochdeutschen ist der Gegensatz unsauber in eben diesem Verstande üblich. 2. Figürlich. 1) * Unverfälscht, unvermischt, ingleichen unbefleckt, im moralischen Verstande; eine nur im Niederdeutschen übliche Benennung, wo eine saubere Jungfer eine reine Jungfer, sauberes Gold, reines unvermischtes Gold ist. 2) Fein und zierlich. Eine saubere Arbeit. Ein sauberes Uhrgehäuse. Das ist sehr sauber. 3) Behuthsam und vorsichtig; im gemeinen Leben. Sauber mit etwas umgehen. Jemanden sehr sauber angreifen. Siehe Säuberlich. 4) Nach einer gewöhnlichen Ironie bezeichnet es zuweilen auch den Gegensatz, und wird alsdann ironisch überhaupt von Dingen gebraucht, welche die gehörige Beschaffenheit nicht haben. Ein sauberer Vogel, ein leichtfertiger, ausschweifender, lasterhafter Mensch. Das ist mein sauberer Sohn, mein ungerathener.

Anm. Schon bey dem Kero für rein, subro, im Tatian heißt die Reinigung Mariä Subarnesse, im Nieders. suver, im Angels. sifer. Die sonst verwandten Sprachen haben dieses Wort nicht, man müßte denn das Lat. sobrius als eine figürliche Bedeutung davon ansehen, wie denn Notker dieses Wort wirklich durch suber übersetzet. Die Endsylbe -er ist die gewöhnliche Ableitungssylbe so vieler Beywörter. Die Stammsylbe saub gehöret zu einem Zeitworte, welches mit säen und sieben verwandt ist, und eine heftige, hin und her gehende Bewegung überhaupt, dergleichen mit dem Reinigen und Säubern gemeiniglich verbunden ist, bedeutet hat. Rein und andere gleichbedeutende Wörter haben einen ähnlichen Ursprung. S. Säubern und das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1292-1293.
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