Schäfer, der

[1324] Der Schäfer, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Schäferinn, eine Person, welche die Schafe weidet, deren Geschäft es ist, die Schafe zu weiden; der Schafhirt, die Schafhirtinn. In engerer Bedeutung ist der Schäfer der vornehmste unter den Schafhirten einer Herde, dessen Untergebene den Nahmen der Schafknechte oder Schäferknechte führen. In der Dichtkunst, wo man das Schäferleben der ersten jugendlichen Welt, aus dichterischer Freyheit, überaus unschuldig, geistreich und vergnügt schildert, sind die Schäfer und Schäferinnen die zärtlichsten, schuldlosesten und reitzendsten Geschöpfe unter der Sonne; daher diese Ausdrücke denn auch von einem zärtlichen Liebhaber und einer zärtlichen Liebhaberinn überhaupt gebraucht werden.

Wenn in einigen Gegenden im Zehentwesen diejenigen Hocken am Ende des Ackers, deren weniger als zehen sind, und wovon also der Zehente nicht gegeben werden kann, Schäfer heißen, so ist es ohne Zweifel eine Figur, zumahl da man sie in einigen Gegenden auch Kinder nennt. Minder figürlich heißen sie Freyhocken, Endehocken.

Im Nieders. Schäper, Schöper, im Österreich. Schäfler.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1324.
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