Schaft, der

[1332] Der Schaft, des -es, plur. die Schäfte, ein von dem Zeitworte schaffen in dessen weitesten Bedeutungen abstammendes Wort, welches daher auch auf verschiedene Art gebraucht wird.

1. * Mit dem herrschenden Begriffe des hohlen Rammes ist Schaft in einigen Gegenden ein Behältniß, ein Schrank; Nieders. Schapp. Bücherschaft, ein Bücherschrank oder Bücherbret. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung ungewöhnlich, nur daß bey den Jägern noch das Geburtsglied der Hündinnen und weiblichen Raubthiere der Schaft genannt wird. S. auch Schaff.

2. Mit dem Begriffe der Ausdehnung in die Länge. 1) Überhaupt, wo der lange, gerade und glatte Theil eines Dinges, ingleichen ein langes, gerades, dünnes Ding in sehr vielen Fällen ein Schaft, Nieders. mit der gewöhnlichen Verwechselung der Hauch- und Blaselaute, ein Schacht oder Schecht genannt wird. So ist im Nieders. Schecht eine Stange. Im Hebr. ist שבט ein Stecken, die Ruthe eines Baumes, ein Zepter. Im Schwed. Skap, das männliche Glied an Menschen und größern Thieren, welches auch wohl im Deutschen ein Schaft genannt wird. Die lange, gerade Stange an einem Spieße heißt noch hin und wieder ein Schaft, z.B. 1 Sam. 17, 7; daher dieses Wort ehedem auch[1332] wohl für den Spieß selbst gebraucht wurde. Der Schaft des Leuchters, 2 Mos. 25, 31, der gerade, auf dem Fuße senkrecht stehende Theil desselben. Ein gerader langer Stamm eines Baumes heißt im Forstwesen der Schaft, und ein Baum ist daselbst gut geschäftet, wenn er einen schönen geraden Stamm hat. Oft wird auch ein jeder Stamm im Reiche der Pflanzen und Bäume der Schaft genannt, Lat. Scapus. In engerer und in der Botanik üblicher Bedeutung ist es ein glatter Stamm, welcher nur Blumen aber keine Blätter trägt. Der Schaft einer Säule, der gerade glatte Theil zwischen dem Fuße und Capital, die Säule im engsten Verstande. Der Schaft am Stiefel, der Theil zwischen dem Fuße und den Stulpen. Bey den Jägern heißt ein Hund wohl geschäftet, wenn er einen langen, schlanken Leib hat. An einem Federkiele wird der obere, mit Mark angefüllete Theil der Schaft genannt. Bey den Nadlern ist der Schaft einer Nadel dem Kopfe entgegen gesetzet, und die Schäfte sind daselbst die noch nicht mit Knöpfen versehenen Stecknadeln. An den Weberstühlen sind die Schäfte die Stäbe an den Kämmen, da denn auch wohl das Ganze dazu gehörige Gerüst, mit Einschluß der Schämel, wodurch sie auf- und niedergezogen werden, unter diesem Nahmen begriffen sind. Drey-, vier- oder fünfschäftig arbeiten mit so vielen Schämeln oder Schäften. Auch der Theil einer Mauer zwischen zwey Öffnungen, oder auch zwischen der Ecke und einem Fenster oder einer Thür, heißt ein Schaft, Französ. Trumeau; daher man einen Spiegel, mit welchem eine solche Wand bekleidet wird, auch wohl einen Schaftspiegel heißt. 2) In engerer Bedeutung, so daß der Begriff des Schaffens, d.i. des Handhabens, mit eintritt, wo Schaft in vielen Fällen so viel als Heft oder Häft ist, welches nur durch den Mangel des Zischlautes von dem vorigen unterschieden wird. Im Schwed. und Isländ. ist Skapt ein jeder Heft, eine jede Handhabe. Der schon gedachte Schaft an einem Spieße kann auch hierher gerechnet werden. An einem Schießgewehre ist der Schaft die ganze hölzerne Einfassung des Laufes und Schlosses, welche zur bequemern Handhabung dienet. Der Vorderschaft, der hintere dicke Theil desselben, welcher auch der Anschlag, die Kolbe heißt, zum Unterschiede von dem langen Schafte unter dem Laufe. Ehedem nannte man auch die Laffeten an den Kanonen Schäfte, und eine Kanone schäften war, sie auf die Laffete legen. In einigen Oberdeutschen Gegenden ist es in dieser Bedeutung noch üblich.

Anm. Bey dem Stryker Schaft, im Nieders. Schecht, im Angels. Sceaft, im Engl. Shaft, im Schwed. Skap uns Skaft, im Isländ. Skapt, im Böhm. Scyfft, im Latein. Scapus, im Hebr. שבט. Alle von schaffen, so fern es überhaupt sich schnell bewegen, und in engerer Bedeutung, sich in die Tiefe, Länge u.s.f. ausdehnen bedeutet. Siehe dasselbe, ingleichen Schäften. In einigen, vielleicht nur wenigen Gegenden, ist es ungewissen Geschlechtes, das Schaft. Im Hochdeutschen kennet man es nur allein im männlichen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1332-1333.
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