Schärfen (2)

[1363] 2. Schärfen, verb. reg. act. welches unmittelbar von scharf abstammet, scharf oder schärfer machen. 1) Eigentlich, wo es in der anständigern Sprechart als ein allgemeiner Ausdruck für die gemeinern scharf machen und wetzen u.s.f. gebraucht wird. Ein Messer schärfen, wetzen. Eine Axt, ein Beil schärfen. Die Sensen und Sicheln schärfen, welches, so fern es durch Hämmern geschiehet, dängeln, und in Niedersachsen haaren genannt wird, welches letztere gleichfalls mit schärfen verwandt ist. Einen Mühlstein schärfen, bey den Müllern, scharfe Furchen in denselben hauen. Einem Pferde die Hufeisen schärfen, auch wohl ein Pferd schärfen, die Stollen schärfen und spitziger machen, damit es auf dem Eise nicht ausgleite. In manchen Fällen wird es auch für spitzen gebraucht, obgleich scharf für spitzig im Hochdeutschen nicht üblich ist. Die Bohnenstangen schärfen, sie zuspitzen. 2) Ingleichen in verschiedenen figürlichen Bedeutungen. Eine Strafe schärfen, sie schärfer, empfindlicher machen. Einen Befehl schärfen, ihn mit mehrerm Nachdruck, mit drohenden Clauseln ertheilen. Einem etwas schärfen, es ihm scharf, mit Nachdruck anbefehlen, oder auch nur empfehlen. Du sollt die Worte, die ich dir heute gebiethe, deinen Kindern schärfen, 5 Mos. 6, 7; wofür doch jetzt im Hochdeutschen einschärfen üblicher ist. Einen Beweis schärfen, ihn bündiger machen, ihn auf alle einzelne Umstände der zu beweisenden Sache ausdehnen. Das Gesicht, das Gehör, die Aufmerksamkeit schärfen, sie schärfer machen, auf alle einzelne Merkmahle eines Dinges erstrecken. Seine Einsicht, seinen Verstand schärfen. Viel denken schärft den Sinn, Opitz. Da es denn zuweilen auch von der Erhöhung des Grades der innern Stärke gebraucht wird. Ihr schadenfrohes Gelächter schärfte den Schmerz, den ich empfand. Mit der Empfindsamkeit für das Schöne schärft sich auch Ekel und Widerwillen vor allem Schlechten. Eine Sylbe schärfen, in der Sprachlehre, sie mit einem scharfen oder geschärften Tone aussprechen; im Gegensatze des Dehnens.

So auch das Schärfen und die Schärfung.

Im Niedersächs. scharpen, im Angels. scearpan, im Schwed. skärpa.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1363.
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