Scharren

[1367] Scharren, verb. reg. act. et neutr. welches im letzten Falle das Hülfswort haben erfordert, der Form nach das Intensivum von dem veralteten scharen, und eigentlich eine unmittelbare Nachahmung eines gewissen Lautes ist. Im gemeinen Leben ist das Scharren mit dem Halse eine Art des Räusperns. Eine Art Krammesvögel, die wir unter dem Nahmen der Schnarre kennen, heißt daher im Oberdeutschen die Scharre. Besonders ahmet es den Laut nach, welcher durch eine heftige Art des Reibens oder Kratzens verursachet wird, da es denn auch diejenigen Handlungen ausdruckt, welche mit diesem Schalle verbunden sind. Mit den Füßen scharren, mit den Fußsohlen auf einem festen, besonders mit Sande bestreuten Boden, stark hin und her fahren, wodurch dieser Laut hervor gebracht wird. Darum daß du mit deinen Händen geklitschet, und mit den Füßen gescharret und -so höhnisch dich gefreuet hast, Ezech. 25, 6. Siehe auch Ausscharren. Die Hühner scharren mit den Füßen in den Mist. Auch die Pferde scharren, wenn sie mit den Vorderfüßen die Erde aufkratzen. Das Roß tobet und scharret in die Erde, Hiob 39, 24. Siehe auch Ausscharren, Einscharren, Verscharren. Das auf dem Tische liegende Geld zusammen scharren, zusammen raffen oder schieben. Figürlich ist Geld zusammen scharren, Geld auf jede nur mögliche Art, ohne Wahl der Mittel, mit ängstlicher Begier zusammen zu bringen suchen. Ingleichen mit gewissen Werkzeugen, wo es eine heftige Art des Reibens, Schabens, oder Kratzens ist. Das Harz von den Bäumen scharren, mit einer Art eines Messers. Die Feuermäuerkehrer scharren den Ruß aus den Schorsteinen. Im Oberdeutschen scharret man auch die Rüben, welche man in Ober- und Niedersachsen schabet. Daher das Scharren.

Anm. Schon bey dem Kero ist skerran auskratzen, und bey dem Ottfried scerran ausreißen, welches aber zunächst zu dem verwandten zerren gehöret. Scheuern, schürfen, schurren, u. a. m. sind gleichfalls damit verwandt, weil sie ähnliche Laute bezeichnen. Im Niederdeutschen ist für scharren schragen üblich, und im Oberdeutschen hat man auch die Hauptwörter Scharrsal[1367] und Scharricht, was ab- oder ausgescharret wird. In einigen, besonders Oberdeutschen Gegenden, gehet dieses Zeitwort irregulär.


Dieweil du uns so arg mit Drohen angeregt

Durchschorren wir den Sand,

Opitz;


für durchscharren.


Will mit der Aschen mich, wie er, verschorren seyn,

ebend.


In andern Stellen hat er dagegen richtiger verscharrt und eingescharrt. Im Hochdeutschen ist es ohne Ausnahme regulär. Indessen sagt man doch in einigen Gegenden schoren für scharren, S. Scharrerde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1367-1368.
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