Scheißbeere, die

[1403] Die Scheißbêêre, plur. die -n, in den niedrigen Sprecharten, ein Nahme sehr vieler Arten Beeren, und der Stauden, welche sie tragen, welche letztern alsdann auch wohl Scheißbeerholz oder Scheißbeerstaude genannt werden. Die vornehmsten derselben sind: 1) Die Kreuzbeere, deren Staude der Kreuzdorn oder[1403] Wegedorn genannt wird, Rhamnus catharticus L. aus welchen das Saftgrün bereitet wird. 2) Die verwandte Faulbeere, Rhamnus Frangula L. 3) Die Beeren des Hartriegels, Cornus sanguinea L. welche in manchen Gegenden unter dem Nahmen der Horlsken und Hernsken bekannt sind. 4) Die Zaun- oder Heckenkirsche, Lonicera Xylosteum L. deren Strauch und Holz auch Beinholz genannt wird. 5) Die Mehl- oder Schlingbeere, Viburnum Lautana L. und 6) der verwandte Bach- oder Wasserhohlunder, Viburnus Opulus L.

Anm. Weil das Holz einiger dieser Staudenarten gute Kohlen für das Schießpulver gibt, so glauben viele, daß der Nahme aus Schießbeere verderbt worden. Allein bey vielen ist er gewiß älter, als die Erfindung des Schießpulvers. Es ist daher glaublicher, daß der üble Geschmack einiger dieser Beeren, und bey andern ihre purgirende Kraft bey einem übermäßigen Gebrauche, zu ihrer Benennung Anlaß gegeben, welche indessen, wie schon gesagt worden, nur unter dem großen Haufen gangbar ist.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1403-1404.
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