Scherf, der

[1424] Der Schêrf, des -es, plur. die -e, Diminut. das Scherfchen, Oberd. Scherflein, eine noch in einigen Gegenden übliche Münzsorte, welche die kleinste unter allen Münzen ist, und zuweilen für einen Häller genommen wird, an manchen Orten aber noch weniger als ein Häller ist. Luther übersetzte Marc. 12, 42, und Luc. 12, 59, Kap. 21, 2. das Griechische λεττον durch Scherflein. Es ist diese Münze noch im Lüneburgischen üblich, wo 22/3 Scherf einen Pfennig, 8 einen Witten, 788 aber einen Thaler machen. Zu Matthesii Zeit machten zehn Scherf im Erzgebirge einen Kreuzer.

Anm. Es scheinet ursprünglich ein jedes Stück bedeutet zu haben, und mit Scherbe gleichbedeutend gewesen zu seyn, vermuthlich, weil diese Scherfe anfänglich nur kleine unförmliche Stücke eines dünn geschlagenen Metalles waren. Das Schwed. Skärf bedeutet gleichfalls so wohl ein Stück, einen Splitter, als auch die kleinste Münzsorte. Das Griech. κερμα, auch eine Art der kleinsten Münze, stammet gleichfalls von κειρειν, schneiden, her. Noch wahrscheinlicher wird diese Ableitung aus Hickesii Beobachtung, welcher versichert, daß die Angelsächsischen Münzen so eingerichtet gewesen, daß man sie leichtlich in vier Theile habe brechen können, da denn vermuthlich, ein solcher Theil eigentlich ein Scherf geheißen. S. Ihre Glossar. v. Saarfwa.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1424.
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