Scheuer, die

[1432] Die Scheuer, in härtern Sprecharten die Scheure, plur. die -n, ein bedecktes Gebäude, etwas darin vor der äußern Witterung zu verwahren. In diesem Verstande ist noch die Ziegelscheuer ein leichtes Gebäude, worin die Ziegel gestrichen und getrocknet werden. In andern Fällen ist dafür im Hochdeutschen Schauer üblicher; z.B. der Wagenschauer. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist die Scheuer ein landwithschaftliches Gebäude, worin das vom Felde abgebrachte Getreide verwahret und ausgedroschen wird. Die Vögel unter dem Himmel sammeln nicht in die Scheuren, Matth. 6, 26. Das Getreide in die Scheuer bringen.

Anm. Schon im Galischen Gesetze Scuria, bey dem Ottfried Shiura, bey dem Tatian Skiura, im Nieders. in der ersten weitern Bedeutung Schur. Der Begriff der Bedeckung und der damit nahe verwandte Begriff des hohlen Raumes ist in diesem Worte der herrschende, daher es mit 2 Schauer und Geschirr zu einem und eben demselben Geschlechte gehöret. Das Franz. Escurie stammet davon ab, so wie dem Lat. horreum und Arab. Horjon nur der Zischlaut mangelt. Die Endsylbe kann die gewöhnliche Ableitungssylbe -er seyn, und alsdann ist die Schreibart Scheure unrichtig; wenn aber auch das r zum Stamme gehören sollte, so hat doch der Wohlklang schon in den meisten Wörtern dieser Art dem r das e vorgesetzt, die sonst unvermeidliche Härte zu mildern. So spricht man gelinder Dauer, dauern, Mauer, mauern, lauern, scheuern u.s.f. als Daure, dauren, Maure, mauren, lauren, scheuren. In den gemeinen, besonders Niedersächsischen Mundarten, ist für das höhere und edlere Scheuer das nur im Endlaute unterschiedene Scheune üblich, so wie man die Scheuer in einigen Oberdeutschen Gegenden auch den Stadel nennet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1432.
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