Schildern (2)

[1463] 2. Schildern, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1) Stehen und warten, stehen und einem Dinge, welches kommen soll, lange entgegen sehen; ein vornehmlich in den Niederdeutschen Mundarten üblicher Gebrauch, wo es schillern lautet. 2) In engerer, auch im Hochdeutschen nicht ganz unbekannten Bedeutung, Schildwache stehen. Schildern müssen. Der Spanier schildert oft ganze Stunden unter dem Fenster seiner Geliebten. So auch das Schildern.

Anm. Frisch leitet dieses Wort geradezu von dem Lat. scultari her, andere von Schild, weil die Schildwachen ihre Wachen mit dem Schilde am Arme verrichten müssen. Erträglicher würde die letztere Ableitung seyn, wenn man sie durch eine Wache erklärete, welche bey den Schilden des übrigen Haufens stand, so wie man noch jetzt die Gewehrwachen hat, von welcher besondern Bedeutung es denn die allgemeinere bekommen haben könnte. Allein man muß den Ursprung dieses Wortes wohl ein wenig weiter suchen. Die Form zeiget schon, daß es ein intensives Diminutivum, oder auch bloß ein doppeltes Intensivum ist, wo theils das doppelte ll, theils das r die Intension bezeichnet. Das Stammwort würde also schielen, seitwärts sehen, zielen, genau auf etwas sehen, seyn, welche Bedeutung schillern, Hochdeutsch schildern, nur verstärkt. Das Latein. scultari, wovon σκουλτα im mittlern Griech. eine Schildwache bedeutete, kann genau damit verwandt, und bloß eine Figur von einem Sinne auf den andern seyn. Die Nahmen der Schildwachen in andern Sprachen haben einen ähnlichen Ursprung; z.B. das Franz. Sentinelle, von sentire, das gleichfalls Franz. être aux écoutes, Schildwache stehen, von écouter, hören, horchen. S. Schilderhaus und Schildwache.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1463.
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