Schleife, die

[1516] Die Schleife, plur. die -n, von dem regulären Zeitworte schleifen. 1. Was geschleifet wird. 1) Bey den Jägern wird jede stark riechende Lockspeise, welche an eine Schnur gebunden und vor dem Holze her geschleppet wird, so wohl Schleife, als Schleppe und das Geschlepp genannt. In einigen Oberdeutschen Gegenden führet auch die Schleppe eines Kleides den Nahmen einer Schleife. 2) Eine Schlinge, sie bestehe nun aus Fäden, Haaren oder Draht, ist sehr häufig unter dem Nahmen der Schleife bekannt, Nieders. Slepe; ob man gleich bey den Jägern und Vogelstellern einen Unterschied macht, und ein solches Werkzeug, wenn sich das Federwild darin an dem Halse fängt, eine Schlinge, wenn es sich aber an den Füßen fängt, eine Schleife nennet. Ferner sind die Schleifen das, was man sonst auch Öhre, im Nieders. Öhsen nennet, sie bestehen nun aus einer biegsamen oder festen Materie. Die Schleifen an der Leinwand, womit sie im Bleichen an die Pflöcke befestiget wird, bestehen aus Band. Die kleinen Öhre von Draht, das Häkchen aufzunehmen, heißen in vielen Gegenden Schleifen, und in andern hat man auch aus biegsamen Holze gebogene Schleifen, dergleichen z.B. die an den Schleifkannen sind, (S. dieses Wort.) Von noch anderer Art sind die aus Band gemachten Schleifen zur Zierde, welche aus Einer oder mehrern Schleifen der vorigen Art bestehen und auch Maschen genannt werden. Die Hutschleife, Halsschleife u.s.f.


Den weißen Hals umgab ein schwarzes seidnes Band,

Das sich bey seinem Kinn in eine Schleife wand,

Zachar.


3) Auf den Gränz- und Marksteinen werden die willkührlichen Zeichen, welche auf dieselben eingehauen werden, sie bestehen nun aus Kerben und Linien oder aus andern Figuren, Schleifen genannt. Vermuthlich von dem Nieders. Intensivo Slopp, ein tiefer Einschnitt, eine Fleischwunde, welches ein Zeitwort schleifen voraus setzet, welches schneiden bedeutet hat, und zu welchem ohne Zischlaut das Wallis. Ilifio, feilen, gehöret.

2. Ein Werkzeug, darauf oder damit zu schleifen, in welchem Verstande besonders ein kleiner plumper Schlitten, Lasten darauf fortzuschleifen, eine Schleife genannt wird. Steine, Waaren auf der Schleife fortschaffen. Die Sturmfässer stehen gleichfalls auf solchen Schleifen. Nieders. Slöpe, im Österreichischen die Schlapfen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1516.
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