Schlund, der

[1545] Der Schlund, des -es, plur. die Schlünde, Diminut. das Schlündchen, Oberd. Schlündlein. 1. Der Anfang der Speiseröhre hinten im Munde, welcher die Speise und das Getränk aufnimmt und zum Magen schicket. Ihr Schlund ist ein offenes Grab, Röm. 3, 13. In weiterer Bedeutung wird auch wohl der Anfang der Luftröhre, ja die ganze Luft- und Speiseröhre, der Schlund genannt. Im Oberdeutschen kommt etwas in den unrechten Schlund, wenn es in die Luftröhre kommt. 2. Figürlich, 1) Der Anfang der Öffnung einer Höhle, eines Abgrundes, ja einer weiten Röhre, oder vielmehr die Gränze zwischen der Mündung und dem Abgrunde der Röhre u.s.f. Der Schlund einer Höhle, eines Feuer speyendes Berges, der Hölle, eines Kamines u.s.f. In noch weiterm Verstande wird in einigen Gegenden auch der ganze Rauchfang, die Feuermauer, der Schlund genannt, der in manchen Gegenden der Schlot heißt. 2) Eine tiefe Stelle in einem Flusse, in dem Meere, welche die sich nähernden Körper verschlinget, in welchem Verstande die Wirbel, oder Strudel, oder ähnliche gefährliche Tiefen in dem Meere und in den Strömen, Schlünde genannt werden.

Anm. Schon bey dem Notker Slund, der es aber auch für den Gaumen gebraucht. Es ist von dem veralteten schlinden, welches noch für schlingen bey dem Ottfried und seinen Zeitgenossen häufig[1545] vorkommt. (S. Schlingen.) Auf ähnliche Art sagen die Oberpfälzer für Schlund Schlunk, von schlingen, und die Niedersachs. Slöke, Sluke, von schlucken.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1545-1546.
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