Schmächtig

[1552] Schmächtig, -er, -ste, adj. et adv. 1) * Von dem vorigen schmachten, oder vielmehr von dem veralteten Hauptworte Schmacht, ein hoher Grad des Hungers, Hunger leidend, Mangel an den nöthigen Nahrungsmitteln habend und empfindend; eine im Hochdeutschen unbekannte, im Ober- und Niederdeutschen aber sehr gangbare Bedeutung. So schmächtig als ein Wolf, so hungerig. Ein schmächtiger Dieb, ein geitziger Hungerleider. Eine schmächtige Herberge, wo nichts zu beißen noch zu brechen ist. Schmächtig aussehen, verhungert. Schmächtig leben, armselig. 2) In vielen Gegenden, besonders in Ober- und Niedersachsen, ist schmächtig auch so viel wie schlank oder geschlank, lang aber nach Verhältniß dünne und biegsam. Ein schmächtiger Mensch, von einem schlanken Wuchse. Ein schmächtiges Reis, ein schlankes.

Anm. Nieders. smagtig, smätsk. In der zweyten Bedeutung scheinet dieses Wort nur zufälliger Weise zur ersten zu gehören, indem ihr in derselben nichts von dem verächtlichen Nebenbegriffe des Hungers oder der Noth anklebt, der in der ersten herrscht; es scheinet hier vielmehr zu schmiegen und dem bey Schmach angeführten veralteten Beyworte smach, klein, und figürlich geringe, schlecht, zu gehören. Ohne Zischlaut sind auch mager, macere, macer, macilentus u.s.f. mit diesem Worte in der ersten Bedeutung verwandt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1552.
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