Schuster, der

[1691] Der Schūster, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Schusterinn, ein zünftiger Handwerker, welcher Schuhe verfertiget, und welchen man in der anständigern Sprechart lieber einen Schuhmacher nennet. In manchen Arten der Spiele pflegt man denjenigen, welcher ein doppeltes Spiel verlieret, Schuster zu nennen; Schuster werden, jemanden zum Schuster machen. Das Wort Schneider ist auf ähnliche Art üblich. In Niedersachsen werden die langbeinigen Spinnen, welche sich gegen den Herbst häufig unter den Dächern, an den Wänden und Zaunen einfinden, Schuster genannt.

Anm. Nieders. Schōster. Die unmittelbare Ableitung von Schuh, vermittelst der Endsylbe -er, welche sonst in ähnlichen Fällen Statt findet, hat Schwierigkeiten, weil man für das eingeschaltete st keinen wahrscheinlichen Grund finden würde. Ehedem nannte man einen Schuster häufig Suter, aus dem Lat. Sutor, und um der deutlichern Bestimmung willen Schuh-suter, welches in Twingers Vocabulario und andern alten Schriften häufig vorkommt. Frisch glaubt nicht unbillig, daß unser Schuster daraus zusammen gezogen sey. Indessen stehet es dahin, ob es nicht von dem Französischen Chaussetier abstammet, welches eigentlich einen Handwerker bedeutet, der die kurzen Stiefel verfertiget, welche ehedem unter dem Nahmen der Hosen, Franz. Chausses, bekannt waren. S. 2 Hose. Unsere Schuhe sind eine ausländische Erfindung, daher man sich auch die fremde Benennung ihres Verfertigers nicht befremden lassen darf. In alten Osnabrückischen Urkunden heißt ein Schuster Schowerte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1691.
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