Schwanger

[1709] Schwanger, adj. et. adv. von einem Manne befruchtet, da es denn nur von dem weiblichen Geschlechte der Menschen gebraucht wird. Eine Frau ist schwanger, wird schwanger. Eine schwangere Person, oder eine Schwangere. Eine solche Person heißt hoch schwanger, im gemeinen Leben grob schwanger, wenn sie ihrer Entbindung nahe ist. Schwanger gehen, d.i. seyn. Von jemanden schwanger seyn. Mit einem Knaben, mit einem Mädchen schwanger gehen oder seyn. Es ist in der Sprache des täglichen Umganges am üblichsten. In der edlern Sprechart und von Personen, denen man Achtung schuldig ist, sagt man lieber gesegnetes Leibes (im Oberd. hohen Leibes) seyn. Von Thieren ist es im Hochdeutschen gleichfalls nicht üblich, von welchen man trächtig gebraucht, ob es gleich Hiob 30, 1 heißt: die Hirsche gehen schwanger, wo auch Hirsch für Hindinn ungewöhnlich ist. Figürlich sagt man, mit etwas schwanger gehen, eine böse Sache im Sinne haben, einen bösen Vorsatz gefasset[1709] haben; eine alte schon Morgenländische Figur. Mit Unglück schwanger gehen, Hiob 15, 35.

Anm. Schon bey dem Ottfried suangar, im Schwabenspiegel und in Boxhorns Glossen suuanger. Die Abstammung ist ungewiß. Frisch leitet es von Schwang und schwanken ab, Ihre von dem alten winna, gebären, oder von Swange, die Seite unter den Rippen. Das Schwed. und Isländ. svanger, hungerig, und Sveingd, der Hunger, gehören nicht hierher, sondern vermuthlich zu schwinden. Eher könnte man das Angels. svong, sveng, träge, faul, hierher rechnen. Eine hoch schwangere Person heißt noch jetzt im Osnabrückischen unvermögend.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1709-1710.
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