Schwarte, die

[1718] Die Schwārte, plur. die -n, Diminut. das Schwärtchen, Oberd. Schwärtlein, ein Wort, welches eigentlich eine harte dicke Decke bedeutet, aber nur noch in einigen einzelnen damit verwandten Fällen üblich ist. 1) Die Haut, welche sich von gekochten Speisen in den Geschirren ansetzet, heißt im Diminut. das Schwärtchen, in andern Gegenden die Scharre, weil sie abgescharret wird, sonst auch nur die Haut. 2) Die dicke harte Haut an Menschen und Thieren ist unter dem Nahmen der Schwarte bekannt. Bey den Jägern heißt die abgezogene Haut eines Dachses, und bey einigen auch eines wilden Schweines, die Schwarte, S. Dachsschwarte. Besonders kennet man unter diesem Nahmen die dicke harte Haut auf geräucherten Schinken und Speckseiten; die Speckschwarte, Schweinsschwarte. Im verächtlichen Verstande pflegt man auch die Haut am Menschen zuweilen die Schwarte zu nennen. Daß Zähn und Schwarte knackte, Opitz. Daher dieses Wort im gemeinen Leben, so wie Haut und Fell, zuweilen auch von der Person selbst gebraucht wird; eine arme Schwarte, eine gute Schwarte, ein armer, guter Mensch, eine arme, gute Haut; welche Ausdrücke irgend jemand von den Schwardonen, einer ehemahligen Wendischen Nation, herleiten wollte. 3) Der Rasen heißt in manchen Gegenden die Schwarte oder grüne Schwarte, Nieders. Grönswort. Engl. Greensward, Schwed. Svard, Isländ. Swerd. 4) Die von den äußern Seiten eines Bretklotzes abgeschnittenen Breter heißen gemeiniglich Schwarten, Schwartenbreter, in andern Gegenden Schalen, Schalbreter, besonders, wenn sie auf der einen Seite noch halb rund oder nur grob behauen sind, und also gleichsam die Decke der übrigen Breter ausmachen.

Anm. Im Nieders. Swaarde, Sware, im Angels. Sweard, im Engl. Sward, im Schwed. Svard, im Isländ. Suardr. Frisch blieb bey der Speckschwarte stehen, und da diese gemeiniglich schwarz ist, so leitete er das Wort von schwarz, Nieders. swart, her, da doch schon Wachter richtiger bemerkt hatte, daß der Begriff der Decke hier wie in so vielen andern ähnlichen der herrschende sey, daher dieses Wort zu warten, hüthen, wahren und bewahren u.s.f. gerechnet werden muß. Da es aber nur von einer harten dicken Decke gebraucht wird, so scheinen ihm schwer, Schwark, Schwarm u.s.f. den Nebenbegriff der Dicke, Vielheit der Theile, mitgetheilet zu haben. Mit einem andern Endlaute heißt die Schwarte im Schwedischen auch Svål, welches zu unserm Schwiele gehöret. Von der Dehnung in diesem Worte S. die Anm. zu Schwert.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1718.
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