Schweiß, der

[1736] Der Schweiß, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die Schweiße, ein Wort, welches 1. im weitesten Verstande eine jede unvermerkt oder doch tropfenweise hervor dringende Feuchtigkeit bezeichnet; in welchem allgemeinen Verstande es aber nur noch in einigen einzelnen Fällen üblich ist. Der Fensterschweiß ist die Feuchtigkeit, welche sich bey äußerer Kälte und innerer Wärme an die Fenster anlegt. In den Salzwerken wird dasjenige Salzwasser, welches nicht als Ader oder Quelle fließet, sondern nur durchschwitzet, Salzschweiß genannt, zum Unterschiede von der Sohle. In dem Pechbrennen ist der Schweiß die wässerige unnütze Feuchtigkeit, welche nach dem Harze aus dem Kienholze kommt, und worauf der Theer folget. 2. In engerer Bedeutung. 1) Diejenige Ausdünstung der thierischen Körper, welche sich als ein Wasser auf der Haut zeiget. Er entstehet, wenn die Schweißlöcher mehr Feuchtigkeiten hergeben, als sich auf Ein Mahl in Dünste verwandeln kann, woraus zugleich der Unterschied von Schweiß und Ausdünstung erhellet; im gemeinen Leben der Schwitz, S. Schwitzen. Der Plural ist hier nicht allein von mehrern Arten, sondern auch von mehrern Ausbrüchen des Schweißes üblich. Im Scherze sagt man auch wohl im Diminutivo ein Schweißchen. Naß vom Schweiße seyn. Den Schweiß abtrocknen. Schweiß treibende Mittel, welche den Schweiß befördern. In Schweiß gerathen. In den Schweiß kommen. Der Schweiß bricht aus. Den Schweiß abwarten. Der Angstschweiß, Nachtschweiß, Todesschweiß u.s.f. Seinen eigenen Schweiß nicht riechen können, figürlich, keine Lust zum Arbeiten haben. Der Englische Schweiß, eine im sechzehnten Jahrhunderte bekannte ansteckende Krankheit, welche aus England nach Deutschland kam, und mit beständigem Schwitzen verbunden war, S. Schweißfieber. Bey dem Rindviehe ist der Schweiß eine Krankheit, bey welcher die Haut so fest an dem ganzen Leibe ansitzet, daß man sie auf den Knochen nicht bewegen kann. Figürlich ist der Schweiß so wohl beschwerliche Arbeit, sauere Mühe. Das hat Schweiß gekostet. Die Anakreontische Moral ist weichlich und hat nichts von dem männlichen Schweiße des Philosophen. Als auch das durch sauere Mühe erworbene Gut. Du mußt doch deinen sauren Schweiß andern lassen, Sir. 14, 15.


Hier trinkt nicht mächtig Unrecht des Schwachen Blut und Schweiß,

Dusch.


[1736] 2) Das Blut; eine nicht nur in den gemeinen Oberdeutschen Sprecharten, sondern auch in den nördlichen Provinzen Schwedens sehr gangbare Bedeutung. Schwed. Svett, Isländ. Sveit.


Ach, ach du armer betrübter Schweiß,

Werd hierdurch hinfort klug und weis,


d.i. du armes, junges Blut, Grobian bey dem Frisch. Im Hochdeutschen ist es in dieser Bedeutung nur noch bey den Jägern üblich, welche das Blut aller Thiere Schweiß zu nennen pflegen, nicht aus Begierde, etwas besondres zu haben, sondern als ein Überbleibsel der alten allgemeinen Bedeutung. Das gleichfalls alte Oberdeutsche Fāsch, Faisch, Blut, scheinet genau damit verwandt zu seyn, und sich nur durch den Mangel des Zisch- und Verstärkung des Blaselautes davon zu unterscheiden.

Anm. In der ersten engern Bedeutung schon im Tatian Sueiz, im Nieders. Sweet, im Angels. Swat, Swaet, im Engl. Sweat, im Schwed. Svett, im Isländ. Sueit, im Pohln. Svad, im Wallis. ohne Zischlaut Chwys, im Bretagn. Chwez, im Latein. Sudor, im Griech. ιδρως. Es ist schon von andern bemerket worden, daß der Begriff der Feuchtigkeit der eigentliche Stammbegriff ist, und daß dieses Wort vermittelst des Zischlautes zu Wasser, Nieders. Water, Angels. Waeta, Schwed. Vätska, gehöret, so wie das Griech. ιδρως, Schweiß, mit υδωρ, Wasser, Eines Geschlechtes ist. S. Wasser, ingleichen Schwitzen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1736-1737.
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