Senden

[55] Sênden, verb. irregul. act. Imperf. ich sandte; Mittelw. gesandt. Es ist mit dem Activo schicken gleich bedeutend, nur mit dem Unterschiede, daß jenes mehr im gemeinen Leben, senden aber nur in der anständigern und höhern Schreibart gebraucht wird. Waaren von einem Orte zum andern senden. Jemanden einen Bothen, einen Brief senden. Der Herr hat uns gesandt, Sodom zu verderben, 1 Mos. 19, 3. Daher auch das Mittelwort gesandt häufig als ein Hauptwort gebraucht wird, S. der Gesandte. Ehedem gebrauchte man dafür Sendbothe. In der Deutschen Bibel bedeutet senden oft nöthige Vollmacht und Vorschrift zu einem Geschäfte geben. Daher die Sendung, auch in der letzten biblischen Bedeutung.

Anm. Schon in dem Kero, Ottfried und andern sentan, bey dem Ulphilas sandjan und sarjan, im Engl. to send, im Schwed. sända, im Lettischen sinetu. Wachter zeigt sehr gut, daß dieses Zeitwort ein Factitivum von dem veralteten Zeitworte sinan, gehen, ist, welches noch bey dem Ottfried vorkommt, so daß senden eigentlich gehen machen bedeutet. Daher bedeutet sentan im Tatian auch werfen. Im Angels. ist sithian, gehen, und Sind war ehedem sehr gangbar, die Reise und den Weg zu bezeichnen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 55.
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