Sod (2), der

[122] 2. Der Sod, das Sod, des -es, plur. die -e, oder die Söder, in einigen Gegenden auch die Sode, plur. die -n, ein im Hochdeutschen unbekanntes und nur in einigen gemeinen Sprecharten Ober- und Nieder-Deutschlandes übliches Wort, welches von sieden abstammet. 1. Im Nieders. ist das Sod so viel Wasser, als zu einem Gebräude Bier nöthig ist. 2. In andern Gegenden sowohl Ober- als Nieder-Deutschlandes ist das oder der Sod, die Sode, eine Brühe. Ein gut Soht (Sod) auf Birkhahnen, Coler. Einen Karpfen in Nelkensode kochen, eben ders. Logau sagt von einem Koche bey Hofe:


Geußt Söder auf und Senf daran, die dienlich für den Grau.

[122] Im Nieders. ist eine Sode Fische, ein Gericht gesottener Fische. S. Siede.

Ohne Zweifel stammen hiervon ab, die im gemeinen Leben üblichen R.A. in seinem Sode leben, in seinem Sode aufwachsen, in oder nach seinen Lüsten, sinnlichen Begierden; in welchen und andern ähnlichen figürlichen R.A. es nur im Singular mit einigen Vorwörtern gebraucht wird.


Hans Unvernunft in seinem Sode

Wächst auf als wie ein Klotz im Wald,

Musen-Alm.


Es heißt, ich läg im Sode

Und wäre nicht gewandt,

Günth.


Die Jugend wächst in eignem Sode,

Günth.


Wo man in der vertraulichen Sprechart auch wohl im Diminut. sagt, in seinem Södchen leben, nach seiner Fantasie, in seinem sinnlichen Vergnügen. Im Niedersächsischen sagt man von jemanden, welcher einen halben Rausch hat, er sey halb söde. Im Oberdeutschen sagt man, die Hände mit im Sode haben, mit im Spiele. Es scheinet, daß mit diesem Worte auf das Sieden, das ist, Rauschen und Brausen, sinnlicher Vergnügungen gezielet werde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 122-123.
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