Sparen (2)

[166] 2. Sparen, verb. regul. act. welches in verschiedenen, doch sehr nahe verwandten Bedeutungen gebraucht wird.

1. Zum künftigen Gebrauche aufheben. (1) Eigentlich. Spare deine Weisheit bis zur andern Zeit, Sir. 32, 6. Erschöpfe deine Kräfte nicht über einen Verstorbenen, sondern spare sie für die Lebendigen. (2) Figürlich, wo der Nebenbegriff des künftigen Gebrauches verschwindet. (a) * Erhalten, die unverletzte Fortdauer eines Dinges bewirken; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung. Im Niederdeutschen sagt man noch: Gott spare dich gesund, erhalte dich gesund. Auf eben dieselbe Art heißt es schon im Ottfried: then spar er nu ze libe, den erhalte er[166] nun beym Leben. (b) Aufschieben, verschieben. Spare deine Buße nicht bis du krank werdest, Sir. 18, 22. Die Arbeit bis auf eine andere Zeit sparen. In welcher Bedeutung doch versparen üblicher ist.

2. In Anwendung einer Sache nicht mehr davon anwenden, als zur jedesmahligen Absicht unentbehrlich nothwendig ist. (1) Eigentlich. Ich will die Wahrheit nicht sparen, Weish. 6, 24. Der Landwirth sparet das Heu, wenn er allen nicht äußerst nothwendigen Gebrauch desselben unterlässet. Sie hatte keine Schminke gesparet, ihre Gesichtsfarbe zu heben. Keinen Fleiß und keine Kosten sparen. Im Oberdeutschen gebraucht man es in dieser Bedeutung gern mit der zweyten Endung. Breite aus die Teppiche deiner Wohnung, spare sein nicht, Es. 54, 2. Sparet der Pfeile nicht, Jer 50, 14 (2) Mit verschiedenen Nebenbegriffen. (a) Durch wenigen oder unterlassenen Gebrauch in unverletztem Stande erhalten, wofür doch in der anständigen Sprechart schonen üblicher ist. Seine Kleider sparen. Es ist in dieser Bedeutung schon alt. Mi selbon ni sparoti, in dem alten Siegesliede auf den König Ludwig. (b) Mit dem Nebenbegriffe des Gebrauches auf künftige Zeiten ist sparen in engerer Bedeutung, nicht mehr Geld ausgeben als die höchste Nothdurft erfordert, um selbiges zu künftigen Bedürfnissen vorräthig zu haben, wo es sowohl absolute und in Gestalt eines Neutrius, als auch active und mit der vierten Endung gebraucht wird. Welcher karget und sparet, Sir. 13, 18. Hier sparet er, dort verschwendet er. Wer in der Jugend spart, der darbt im Alter nicht, Gell. Viel Geld zusammen sparen. S. auch Ersparen. (c) Den Gebrauch einer Sache völlig unterlassen, so daß der Begriff des künftigen Gebrauches wegfällt, oder doch sehr schwach wird. Spare dein Geld, deinen Witz, deine Verweise. Diese Entschuldigungen kannst du sparen. So auch das Sparen.

Anm. Schon bey dem Ottfried und Notker sparan, im Nieders. sparen. im Angels. sparan, im Engl. to spare, im Schwed. und Ißländ. spara, im Franz. épargner, im Italien. sparagnare, Wachter leitete es von wara, in bewahren, Helwig von dem Griech. σπάρνος, selten Frisch und Ihre aber von dem Lat. parcere her. Alle drey Ableitungen haben ihre Wahrscheinlichkeit, indem das s vor einem Mitlauter oft ein müßiger, oft auch ein intensiver Zusatz ist. Doch hält man das Latein. parcere und Griech. σπάρνος richtiger für Seitenverwandte, als für die nächsten Stammwörter. In Ansehung der zweyten Ableitung gibt das Niederd. Spier, im Diminut. Spierken, eigentlich eine zarte Spitze, und figürlich ein Weniges, ein noch näheres Stammwort ab, als das Griech. σπάρνος. Sparen hat sowohl den Begriff des Bewahrens, Erhaltens, als auch den Begriff des Wenigen in der Anwendung. Im Engl. ist spare, mager, gering. Siehe Sperr.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 166-167.
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