Sperling, der

[185] Der Spêrling, des -es, plur. die -e, eine sehr gemeine Art Sangvögel mit einem völlig kegelförmigen geraden und spitzigen Schnabel, dunkelgrauen Schwung- und Schwanzfedern, und grauen und schwarzen Körper mit einem weißen Striche über den Flügeln; Fringilla domestica Linn. Paffer Klein. S. Kornsperling, Haussperling, Baumsperling, Wiesensperling, Rohrsperling.

Anm. Der Nahme dieses Vogels ist seinen wesentlichen Theilen nach schon alt, obgleich die Endsylbe sehr verändert worden. Bey dem Ulphilas lautet er Sparwa, bey dem Notker, im Tatian u.s.f. Sparo, bey dem Horneck Sperk, in einigen Oberdeutschen Gegenden noch jetzt Spork, Spörk, Spier, Spyr; im Schwed. Sparf, im Ißländ. Spaur, im Dänischen und Norweg. Spurr, im Angels. Speare, Sparva, im Engl. Sparrow. Mit einem andern Endlaute heißt dieser Vogel im Oberdeutschen Spatz, welches mit dem Lat. Passer nahe verwandt ist. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Vogel den Nahmen von seinem Schwirren, Schirpen, oder Zwitschern hat, zumahl da Spirk in vielen[185] gemeinen Mundarten das Zwitschern kleiner Vögel bezeichnet. Auch im Ital. ist sberlingare schwatzen. Frisch hält die Sylbe ling ohne Noth für das Zeichen eines Diminutivi; Sperling bedeutet ein schwirrendes oder zwitscherndes Subject. Übrigens wird dieser Vogel im Oberdeutschen auch Muschel, Mutschel, Holzmutschel, (S. Meise) und im Nieders. Lüne, Lüning, Lünke genannt. Von dem Zeitworte sperren heißt in der Rothwelschen Diebessprache Sperrling, ein Knebel.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 185-186.
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