Spitzfündig

[216] Spitzfündig, -er, -ste, adj. et adv. Fertigkeit besitzend, feine Fünde, d.i. Ränke und Kunstgriffe zu erdenken, und darin gegründet. Ein spitzfündiger Kopf, welchen man im gemeinen Leben auch wohl einen Spitzkopf nennet. Spitzfündig seyn. Eine spitzfündige Antwort, eine listig ausgedachte Antwort. Ehedem gebrauchte man es auch im guten Verstande für scharfsinnig, in welchem es aber im Hochdeutschen veraltet ist; wo es nur noch in engerer Bedeutung von demjenigen Fehler des Witzes üblich ist, wenn die Ähnlichkeiten oder Verschiedenheiten, worauf sich ein Gedanke gründet, zu fein und zu merklich sind, als daß sie Eindruck machen könnten. Mancher will scharfsinnig seyn und ist bloß spitzfündig.

[216] Anm. Die erste Hälfte ist das Beywort spitz, sofern es ehedem auch für fein ausgedacht, listig, verschlagen, gebraucht wurde. Die letzte Hälfte stammet von Fund, im Plural Fünde, Rank, Kunstgriff, Erfindung her. Das Hauptwort der Spitzfund, ein listiger Rank, Fund, kommt noch bey ältern Oberdeutschen Schriftstellern vor. Seine Spitzfünd, H. Sachs. Voller Spitzfünd und Schwürmerey, eben ders. Hieraus erhellet zugleich, theils daß die gewöhnliche Schreibart spitzfindig, unrichtig ist, theils aber auch, daß dieses Wort ursprünglich nur im nachtheiligen Verstande, von listig ausgedachten Sätzen u.s.f. gebraucht wird, welche auf den Schaden anderer abzielen, oder höchstens, welche keinen begreiflichen Nutzen haben.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 216-217.
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