Spröde

[244] Spröde, -r -ste, adject. & adv. welches überhaupt dem geschmeidig entgegen gesetzet ist. 1. Eigentlich. (1) Rauh und trocken, von Dingen, welche biegsam, saftig und geschmeidig seyn sollten. Eine spröde Haut. Der rauhe Wind macht die Lippen spröde. Sprödes Brot. (2) In engerer Bedeutung nennt man einen Körper spröde, wenn die Theile zwar zusammen hangen, aber unter sich völlig unbewegbar sind, daher er bricht, wenn man seine Figur ändern will; im Mecklenburg gelsprig, in andern Niederdeutschen Gegenden mit einem andern Endlaute sprock, bey dem Schmiden von dem Stahle gilhrig. Das Eisen ist spröde, wenn es sich nicht dehnen lässet, sondern eher bricht. Spröde Kohlen, auf den Eisenhämmern, welche das Eisen spröde machen sollen. Sprödes Holz. 2 Figürlich. (1) Ein spröder Wind, ein rauher, doch nur in einigen Gegenden. (2) Im sittlichen Verstande ist spröde Fertigkeit besitzend, andern mit Gleichgültigkeit und Ungefälligkeit zu begegnen, und darin gegründet. Spröde seyn. Jemanden sehr spröde begegnen. Eine spröde Antwort. Im engsten Verstande ist es von dem andern Geschlechte am üblichsten, wenn es die Liebkosungen des männlichen mit Kaltsinn oder Ungefälligkeit aufnimmt. Eine spröde Schöne.

Anm. Spröde vereiniget die Begriffe des rauhen, Lat. rudis, und der Brüchigkeit in sich, in welchem letztern Verstande es zu Ottfrieds bruan, brechen, vielleicht auch zu reißen, Nieders. riten, gehöret. Bey dem Kero ist Prody, Brüchigkeit. Zu der figürlichen Bedeutung gehöret sowohl das Hamburgische wreed, sauer, herbe, als auch Kero's Preitii, der Stolz, und das heutige Englische proud, stolz.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 244.
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