Stall (2), der

[276] 2. Der Stall, des -es, plur. die -Ställe, von dem Zeitworte stallen, d.i. stellen, eine Stelle, und im engern Verstande, ein umstellter oder eingestellter, d.i. eingeschlossener und bedeckter Raum, etwas dahin zu stellen. 1. * Im weitesten Verstande, wo es ehedem für Stelle sehr üblich war. In dero marterero Stal, an der Märtyrer Stelle, Notker. In sinen stal, an seiner Stelle, in den Monseeischen Glossen. In engerer Bedeutung ein eingeschlossener Raum. Construxit Stalla nova in choro, neue Sitze, Stühle, bey einem Schriftsteller des mittlern Zeitalters. Ingleichen ein Zimmer, eine Wohnung. Daher war ein Stallbruder ehedem so viel als ein Kamerad. Im mittlern Lat. ist Estallum, eine Bude. In dieser Bedeutung ist es veraltet, außer in dem zusammen gesetzten Holzstall. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist der Stall ein eingeschlossener und bedeckter Raum Vieh in denselben zu stellen. Der Pferdestall, Kühstall, Schafstall, Hühnerstall, Hundestall, Äntenstall, Marstall u.s.f. wo es denn oft ein ganzes Gebäude dieser Art, ein Stallgebäude, oft auch nur einen einzelnen abgesonderten Raum in demselben bedeutet. Figürlich ist der Stall an Höfen ein Collectivum, die sämmtlichen zum Marstalle gehörigen Gebäude mit den darin befindlichen Pferden und den zu ihrer Wartung und Aufsicht gehörigen Personen. Daher das Stallamt, Stall-Secretär, Stall-Apotheker, Stallschreiber, Stall-Chirurgus u.s.f.

Anm. Im Nieders. gleichfalls Stall, im Schwed. und Italien. Stalla, im Engl. Stall, bey den Krainerischen Wenden Shtalla, im Lateinischen mit einem andern Endlaute Stabulum, bey dem Hesychius von einem Ochsenstalle σάλη S. 2 Stallen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 276-277.
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