Standarte, die

[288] Die Standárte, plur. die -n, ein nur im Kriegswesen übliches Wort, wo die bey der Reiterey üblichen kleinen Fahnen noch Standarten genannt werden. Daher der Standartenschuh, die Scheide den untern Theil der Standarte im Tragen darein zu stecken, bey den Fahnen der Fahnenschuh; Standartenjunker, ein Unter-Offizier, welcher die Standarte auf dem Marsche führet; bey dem Füßvolke der Fahnjunker. Figürlich ist bey den Jägern der Schwanz des Wolfes und des Fuchses unter dem Nahmen der Standarte bekannt.

Anm. Im Niedersächsischen und andern gemeinen Sprecharten Standare, Schwed. Standar, im Angels. Standard, im Französ. Etendard. Es ist allem Ansehen nach, so wie mehrere zum Kriegeswesen[288] gehörige Wörter aus dem Ital. Standardo, Stendardo, im mittlern Latein. Standardum entlehnet; welches unter andern auch die Stellung des Tones beweiset, der nicht, wie bey andern Deutschen Wörtern auf der Stammsylbe, sondern auf der ohnehin ausländischen Ableitungssylbe ruhet, ob es gleich von dem Deutschen Stand, oder stehen abzustammen, und eigentlich eine stehende Fahne, welche in die Erde gesteckt wurde, zu bezeichnen scheinet, wenn es nicht vielmehr von extendere gebildet worden, eine lange hohe Fahne zu bezeichnen. In den gemeinen Sprecharten nennt man eine lange hagere Person figürlich eine lange Standarte. Das Ital. Standardo bezeichnet unter andern auch die große Commando-Flagge auf einer Galeeren-Flotte.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 288-289.
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