Stänkern

[295] Stänkern, verb. regul. neutr. mit dem Hülfsworte haben. 1. Als das Iterativum oder Intensivum des Activi stinken, so fern es ehedem auch riechen, den Geruch zu empfinden suchen, bedeutete, ist stänkern eigentlich, den Geruch mit mehrmaliger und heftiger Einziehung in die Nase zu empfinden, und dadurch zu entdecken suchen, wofür im gemeinen Leben auch schnobbern üblich ist. Man gebraucht es nur figürlich für, aus Vorwitz durchsuchen. Im Hause herum stänkern. Ein Buch durchstänkern, durchsuchen. Etwas aufstänkern, aufsuchen. In Meißen lautet es in dieser Bedeutung, und vielleicht richtiger stankern. 2. Als das Factitivum von stinken, einen Gestank verursachen. So auch in den Zusammensetzungen einstänkern, durchstänkern. 3. Einen Zank, Streit, Händel anfangen, ingleichen andere zu unnöthigen Händeln reitzen; alles nur in den gemeinen Sprecharten. So auch das Stänkern.

Anm. Im Nieders. gleichfalls stänkern. Die erste Bedeutung läßt sich füglich von Stank, stinken, ableiten; es kann aber in derselben auch vermittelst des n euphonici, welches die Gaumenlaute so gerne begleitet, von dem Nieders. staken, aufsuchen, stöchern, stören, abstammen, wovon man daselbst auch stakern, stochern oder stöchern hat. Wenigstens stammet die dritte Bedeutung am wahrscheinlichsten von diesem Worte ab; denn im Niedersächs. ist Quadstaker und Stakebrand, ein Mensch, der durch Verhetzung Zank, Streit und Händel stiftet, und upstakern, aufhetzen, verhetzen. Im Schwed. ist stinka, cum impetu ferri.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 295.
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