Steg, der

[323] Der Stêg, des -es, plur. die -e, ein Wort, welches überhaupt den Begriff eines schmalen sich in die Länge dehnenden Körpers zu haben scheinet. 1. Im weitesten Verstande, wo es doch nur als ein Kunstwort in einigen einzelnen Fällen üblich ist. So sind die Stege bey den Buchdruckern schmale lange Hölzer, den leeren Raum zwischen den Colummen in der Form auszufüllen. Im Bergbaue werden sowohl die Hölzer, zwischen welchen das Feldgestänge schiebet, als auch das Quereisen an dem Laufkarren[323] der Bergleute Stege genannt; der letztere heißt zum Unterschiede der Karrensteg. Bey den Tischlern sind die Stege die schmalen Breter an den Thüren, welche die Füllungen einschließen und aufnehmen. Der Steg an der Säge ist das lange schmale Holz, welches die beyden Arme über dem Blatte verbindet, und den Spanner trägt. Die Stege oder Sattelstege sind ähnliche Hölzer zwischen den Bäumen zu beyden Seiten des Sattels. In den Säulenordnungen ist der Steg die mittelste Erhöhung zwischen zwey ganzen Schlitzen an den Dreyschlitzen der Dorischen Ordnung; Femur. Und so noch in vielen andern Fällen mehr. 2. In engerer Bedeutung ist der Steg ein langes schmales Holz über einen Graben oder Fluß, auf welchem Fußgänger über denselben gehen können; ingleichen eine aus mehrern solchen Hölzern zusammen gesetzte schmale Brücke; so lange sie nur allein für Fußgänger dienet. Über einen Steg gehen. Alle Wege und Stege wissen. Weder Weg noch Steg wissen. Auch die ähnliche schmale Brücke, welche man von einem Schiffe an das Ufer legt, heißt im Nieders. der Steg, so wie im Bergbaue, ein solcher Weg, worauf man hin und wieder gehet, oder mit dem Schubkarren fähret, diesen Nahmen führet, wo es aber im Niedersächsischen ungewissen Geschlechtes ist, das Steg. Figürlich, wegen einer Ähnlichkeit in der Gestalt mit solchen schmalen Brücken ist der Steg an den Violinen und andern Saiten-Instrumenten, ein erhabenes oben halb geründetes Bretchen, welches die Saiten trägt und sie in der bestimmten Erhöhung hält.

Anm. Im Nieders. gleichfalls Steg. Steg, Steig und Stiege sind freylich nahe verwandt und stammen alle drey von dem Zeitworte steigen ab; Steg aber, allem Ansehen nach, nicht so wohl, so fern dieses Zeitwort gehen, sondern vielmehr so fern es figürlich, sich in die Länge ausdehnen oder erstrecken bedeutet, so daß Steg mit Stock, Stecken, Stange, und dem Nieders. Staken nahe verwandt ist. Indessen werden Steg und Steig in den gemeinen Mundarten so wohl für sich allein, als auch in den Zusammensetzungen häufig verwechselt, obgleich beyde im Hochdeutschen deutlich unterschieden sind.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 323-324.
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