Straucheln

[427] Straucheln, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, im Gehen anstoßen und aus dem Gleichgewichte kommen, in der anständigern Sprechart für das niedrigere stolpern. Ich hätte schier gestrauchelt, Ps. 73, 2, Mein Fuß hat gestrauchelt, Ps. 94, 18. Rosse die nicht straucheln, Es. 63, 13. Über einen Stein straucheln. Ingleichen figürlich, einen Fehltritt, das ist, einen Fehler begehen. Der Mensch strauchelt oft. Er siehet, daß er auf der Bahn der Tugend bald mit langsamen, bald mit strauchelnden Tritten einher gehet, Gell. So auch das Straucheln.

Anm. Im Nieders. strükeln, im Holländ. strukelen, im Engl. to struggle, im Ital. sdrucciolare, im Wallisischen trwecio. Es ist das Intensivum oder Iterativum von dem noch im Oberdeutschen in eben dieser Bedeutung gangbaren strauchen. Da straucht sein Roß, Hagen, in der Österreich. Chronik. Sie haben gestraucht uff ebener Erd. Kaisersb. Daß er zu der erd strauchen tet, Theuerd. Kap. 37. Wo man auch das Hauptwort der Strauch, die Handlung des Strauchelns hat, S. dasselbe. Es ist mit streichen verwandt, so fern dasselbe auch eine gelinde Art des Anstoßens bedeutet, und eine Onomatopöie desselben ist. Einige Sprachlehrer legen diesem Zeitworte das Hülfswort seyn bey, welches aber wider den ganzen Hoch- und Oberdeutschen Sprachgebrauch streitet, zumahl da auch die Bedeutung des Anstoßens mehr Thätigkeit als Leiden voraus setzet. In den gemeinen Sprecharten hat man für straucheln auch die Wörter strunkeln, sturcheln, stürcheln, strumpeln, schnubbeln u.s.f. Siehe auch Stolpern.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 427.
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