Strick, der

[448] Der Strick, des -es, plur. die -e, Diminut. das Strickchen, Oberd. Stricklein, ein kurzes starkes einfach zusammen gedrehetes oder gesponnenes Seil. Mit Stricken binden. Die Windhunde an einem Stricke führen, bey den Jägern, daher drey mit einem Stricke, an welchem sie geführet werden, verbundene Windhunde, auch ein Strick Hunde genannt werden, dagegen zwey andere verbundene Jagdhunde eine Kuppel heißen. Die Kühe im Stalle mit einem Stricke anbinden. Die Glockenstricke, welche doch lieber Stränge heißen. Die Stricke, woran die Pferde den Wagen ziehen, werden jetzt gleichfalls Stränge genannt. Doch scheinet noch die figürliche R.A. davon abzustammen, wenn alle Stricke reißen, d.i. im höchsten Nothfalle, wofür man auch sagt, wenn alle Stränge reißen. Sich mit einem Strick erhängen. Einem Diebe den Strick um den Hals legen, ihn damit zu hängen; daher im gemeinen Leben auch die Strafe des Galgens der Strick genannt wird, in der aufständigern Sprechart der Strang. Den Strick verdienet haben, zum Lohne bekommen, den Strang. Ingleichen ein Strick, so fern er als eine Schlinge aufgestellet wird, große Thiere daran bey den Füßen zu[448] fangen; ein Fallstrick. Stricke legen. Daher das Wort Strick in der Deutschen Bibel häufig figürlich für Nachstellung, Verführung u.s. gebraucht wird. Eben daselbst wird es auch zuweilen für Seil gebraucht. Stricke an die Stadt werfen und in den Bach reißen, 2 Sam. 17, 13. Die Stricke vom Kahn abhauen, Apost. 27, 32. In welcher Bedeutung es aber im Hochdeutschen veraltet ist, außer etwa in den niedrigen Sprecharten oder im verächtlichen Verstande.

Anm. Im Nieders. gleichfalls Strick, im Tatian Stricu, bey dem Notker Strigh, bey dem Winsbeck Strik, im Schwed. Strek. Es scheinet nicht von Strang, strenge, stringere, binden u.s.f. abzustammen, sondern mit stricken zu drehen zu gehören, von welchem es ein doppeltes Intensivum ist. Denn in der Verfertigungsart scheinet das eigenthümliche Unterscheidungsmerkmahl eines Strickes zu liegen. Ein Strick ist eine Seilerarbeit, welche nur einfach zusammen gedrehet, oder aus vier oder acht einfachen Fäden gesponnen wird, dagegen Stränge und andere dauerhaftere Seilerwaren aus gezwirnten Fäden bestehen. Und aus dieser einfachen und schlechten Verfertigungsart rühret auch der verächtliche Nebenbegriff dieses Wortes her. Übrigens unterscheidet sich ein Strick durch die größere Dicke oder Stärke von einer Schnur, und durch die geringere Länge von einem Seile oder einer Leine, obgleich diese zuweilen auch nur aus einfachen Fäden, wie ein Strick gesponnen werden. Wenn in den niedrigen Sprecharten ein liederlicher nichtswürdiger Mensch ein Strick genannt wird, so kann solches theils eine Figur von einem Stricke zum Hängen seyn, einen des Stranges würdigen Menschen zu bezeichnen, in welchem Verstande auch wohl Galgenstrick gebraucht wird, oder von streichen, Nieders. striken, einen Landstreicher zu bezeichnen, welcher um das Jahr 1482 im Oberdeutschen noch Strickling heißt. Im Nieders. ist Strick auch eine liederliche Weibesperson, und Huren pflegt man doch eben nicht zu hängen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 448-449.
Lizenz:
Faksimiles:
448 | 449
Kategorien: