Strumpf, der

[458] Der Strumpf, des -es, plur. die Strümpfe, Diminut. das Strümpfchen, Oberd. Strümpflein. 1. Im weitesten Verstande, der Stamm oder Haupttheil eines Dinges nach abgenommenen Nebentheilen und Enden, der Stamm, und in einigen Fällen der Rumpf, Strunk. Der Strumpf von dem in Stücken zerhauenen Widder, 3 Mos. 8, 20. Der Strumpf des zerhauenen Dagons, 1. Sam. 5, 4. der Rumpf. Beyde Ast und Strumpf von Israel abhauen, Es. 9, 14; den Stamm. Weder Ast noch Strumpf soll in Egyten seyn, Kap. 19, 15.


Bleibt also nur allein

Der bloße Strumpf allda zerschmettert und zerschlagen,

Opitz.


der Rumpf. In dieser Bedeutung, kommt es im Hochdeutschen wenig mehr vor, obgleich noch in einigen Gegenden die Stammenden eines Baumes, und die kurzen Enden eines jeden abgeschnittenen Dinges Strümpfe heißen, wofür sonst auch Stumpf, Stürzel, üblich ist, Tannenstrumpfe, Stammenden von Tannen, im Nieders. Stubben. Mit Strumpf und Stiel ausrotten, sagt man im Hochdeutschen, d.i. mit dem Wurzelende und dem Stamme, ganz und gar, völlig. Der den Bart schirt mag die Strümpf nicht heraus scheren, die Strümpflin bleiben darin, Kaisersb. bey dem Frisch. 2. In engerer Bedeutung sind die Strümpfe eine Bekleidung der Füße, welche über das Bein gezogen werden und dasselbe ganz bis an und über die Knie bedecken. Unterstrümpfe, Oberstrümpfe. Zwirnene, wollene, seidene, lederne Strümpfe. Gestrickte Strümpfe, zum Unterschiede von den gewirkten. Ein Paar Strümpfe.

[458] Anm. In der ersten Bedeutung ist es mit Strunk, Trumm, ein Stück, Rumpf u.s.f. nahe verwandt. S. Strümpfen. Die zweyte Bedeutung ist bloß eine Figur der ersten, welche aus der Geschichte dieses Kleidungsstückes erkläret werden muß. Anfänglich bestand die Bekleidung des Unterleibes, wie noch bey vielen östlichen Völkern, aus Einem Stücke, und dieß ganze Stück hieß die Hose. Nachmals schnitt man den untern Theil oder die Bekleidung der Füße davon ab, und zog jedes besonders an, da denn die Bekleidung der Dickbeine den Nahmen der Hose behielt, die Bekleidung der Beine aber, weil solche anfänglich abgestrümpfte Stücke waren, den Nahmen der Strümpfe bekam. Schwed. Strumpa. Andere Provinzen hingegen, bey welchen Brüche oder weite Unterkleider üblich waren, ließen den Strümpfen, als sie selbige annahmen, den Nahmen, welche das ganze Kleidungsstück ehedem führte, daher heißen die Strümpfe noch jetzt in Westphalen Hasen, d.i. Hosen, im Osnabrückischen Strumphasen, abgestrümpfte Hosen, in andern Gegenden Kniehosen, im Fries. Husse, und im Engl. Hose. S. Hose.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 458-459.
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