Stümmeln

[475] Stümmeln, verb. regul. act. in einen Stümmel verwandeln, d.i. ein Ding kürzer und kleiner machen und dadurch verunstalten, der zur vollständigen Gestalt gehörigen Theile berauben; stümpfen. Jemanden die Nase, die Ohren stümmeln. Gestümmelte Glieder. Die Worte stümmeln. Im Hochdeutschen ist es indessen in dem zusammen gesetzten verstümmeln, welches die Verunstaltung noch näher bezeichnet, am üblichsten. S. dasselbe. So auch die Stümmelung.

Anm. Die Endsylbe deutet auf ein Intensivum, so daß das eigentliche Stammwort, stummen, gelautet haben muß, welches aber längst veraltet ist. Es hat entweder den dumpfen Laut nachgeahmet, welchen ein kurzer abgestümpfter Körper in manchen Fällen von sich gibt, oder auch schneiden, hauen, stechen u.s.f. überhaupt bedeutet. Das Schwed. Stum, Griech. συμος, ein Stümmel, sind noch Überbleibsel davon; im letztern Falle aber gehören unser stummen in bestimmen, Stimulus, u.a.m. zur Verwandtschaft. Stumpf und stümpfen sind ähnliche Intensiva davon, aber nach einer andern Form. Im mittlern Lat. ist Estema, Extema, Stema, die Verstümmelung eines Gliedes.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 475.
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