Tenne, die

[555] Die Tênne, plur. die -n, Diminut. das Tennchen, ein geebneter und fest geschlagener Theil der Erdfläche, gewisse Verrichtungen darauf vorzunehmen, wo es doch nur in einigen einzelnen Fällen üblich ist. Die Haustenne, im Oberdeutschen, der Hausflur, das Vorhaus, der Platz im Hause gleich an der Hausthür. Die Vogeltenne, in einigen Oberdeutschen Gegenden, der Vogelherd. In den Pochwerken wird der Fußboden, welcher sonst im Bergbaue die Sohle heißt, gleichfalls die Tenne genannt. Am üblichsten ist es im Hochdeutschen, denjenigen geebneten und fest geschlagenen Fußboden zu bezeichnen, auf welchem das Getreide ausgedroschen wird, wo es in der edlern Schreibart für das gemeinere Diehle gebraucht wird; die Dreschtenne, Nieders. Dreschdiehle; die Scheun- oder Scheuertenne, wenn eine solche Tenne ein Theil einer Scheuer ist, zum Unterschiede von einer Feldtenne. Die Tenne schlagen, durch Festschlagung der Erde oder des Lehmes eine Tenne bereiten.

Anm. Schon im Tatian Tenni, beym Notker, der es im ungewissen Geschlechte gebraucht, daz Tenne. Es ist der Oberdeutschen Mundart vorzüglich eigen, indem die Niederdeutsche dafür ihr Dehle, Diehle gebraucht. Die Abstammung ist ungewiß. Wenn man aber das eben gedachte Niederdeutsche mit zu Rathe zieht, so scheinet der Begriff der Niedrigkeit, vielleicht auch der ebenen Beschaffenheit der herrschende zu seyn. Im erstern Falle würde es mit dem Angels. Den, Lagerstätte, Engl. Den, eine Höhle, Grube, Ital. Tana, und dem Franz. Taniere, eine Höhle, eine Lagerstatt wilder Thiere, Eines Geschlechtes seyn. In den gemeinen Mundarten ist es in allen drey Geschlechtern, im Hochdeutschen aber nur im weiblichen üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 555.
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