Theriak, der

[577] Der Theriāk, des -es, plur. doch nur von mehrern Arten, die -e, eine aus gewissen gepülverten Pflanzentheilchen mit Honig zu einer Latwerge verdickte Arzney wider den Gift. Der gemeine Theriak, Theriaca Diatessaron, wird aus der Enzianwurzel, der wahren Osterluzeywurzel, Lorbeeren, Wachholderbeeren, Myrrhen und Honig bereitet. Man hat indessen verschiedene Arten, wovon einige für Thiere, andere aber auch für Menschen gebraucht werden. Daher der Theriaks-Krämer, eine Art Hausierer, gemeiniglich aus Ungarn, welche den gemeinen Theriak für das Vieh herum tragen, und im mittlern Lat. Experimentatores, im mittlern Franz. aber Esprouneur hießen. Das Theriaks-Kraut, in einigen Gegenden, ein Nahme des gemeinen Baldrians, weil es mit zu dem Theriake genommen wird. Das Theriak-Wasser, ein aus Theriak, Citronenschalen, Rautenblättern, Angelik, Diptam, Giftwurzel u.s.f. mit Weingeist und Wachholderwasser destilliertes Wasser.

Anm. In den gemeinen Mundarten Driakel, Trijakel, Tyriakel, Triachel, Triakes, im Engl. Treacle, im Franz. schon 1409 Triacle. Der Nahme stammet aus dem Griech. von dem Worte Θηριον her, entweder, weil es ursprünglich eine Arzney für das Vieh war, oder auch, weil anfänglich auch Vipern dazu genommen wurden, welche im Griech. auch θηριά genannt werden. Diese Arzeney ist alt und schon von Andromacho dem Ältern, welcher unter dem Nero lebte, erfunden; und in einem eigenen Gedichte besungen worden. Er nannte diese Arzeney γάληνον. So wohl der Mithridat als Theriak waren ursprünglich bloße Gegenmittel wider den Gift. Sie unterschieden sich theils dadurch, daß zu dem letztern an die 60 Species, und unter andern auch Vipern und Opium, zu dem erstern aber nur einige dreyßig Species kamen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 577.
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