Thränen

[586] Thränen, verb. reg. neutr. mit dem Hülfsworte haben, Thränen rinnen lassen. Der Weinstock thränt, wenn er im Frühlinge aus den Sturzenden der beschnittenen Reben den überflüssigen Saft in Tropfen rinnen lässet, welches auch weinen genannt wird. Besonders von den Augen. Die Augen thränen, wenn der Rauch, der Schmerz u.s.f. jemanden Thränen erpressen. Mit trenenden ougen, in dem alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter. Aber mein Auge thränet zu Gott, Hiob 16, 20.


Mein Auge, das nach dir und deiner Anmuth thränet,

Gryph.


Es wird allemahl von dem Auge, nicht aber von der Person gebraucht. So auch das Thränen.

Anm. In einigen Oberdeutschen Gegenden trähen, im Nieders. tranen. Eben daselbst hat man auch das Diminut. tränken, ein wenig weinen, welches auch zippeltränken und simpeltranen genannt wird. Eben daselbst ist Tranauge, ein Triefauge, trenoged, triefäugig, und Trien-Trane, eine triefäugige, ingleichen eine auf weibliche Art winselnde Person.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 586-587.
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