Tollheit, die

[622] Die Tollheit, plur. die -en, von dem Beyworte toll. 1. Als ein Abstractum und ohne Plural, der Zustand, da ein Ding toll ist, besonders in der ersten und zweyten engern Bedeutung. (1) Der Zustand der Beraubung des vernünftigen Bewußtseyns aus Zorn, Trunkenheit u.s.f. im gem. Leben. Etwas in der Tollheit thun. Aber nicht, in Tollheit gerathen, welches nur in der folgenden Bedeutung üblich ist. (2) Die Beraubung des Verstandes und Bewußtseyns, mit dem Bestreben zu toben und Schaden zu thun verbunden, wodurch sich die Tollheit von geringern Graden des Wahnsinnes unterscheidet; in einigen Gegenden die Tolle, sonst auch die Wuth, und im Oberd. die Tobsucht, die Tollsucht. Die Tollheit eines Hundes, eines Pferdes, eines Menschen. In Tollheit gerathen. 2. Von toll, seltsam, ungereimt, werden im hohen Grade ungereimte, seltsame Handlungen in der vertraulichen Sprechart zuweilen Tollheiten genannt.

Anm. Schon der alte Verfasser des Gedichtes auf den heil. Anno braucht Doleheit, für Wahnsinn, Thorheit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 622.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika