Tölpel, der

[623] Der Tölpel, des -s, plur. ut nom. sing. 1. Eigentlich, ein Klotz, das Wurzelende eines gefälleten Baumes; eine veraltete Bedeutung, wovon aber noch ein Paar figürliche R.A. übrig sind. Über den Tölpel fallen, aus Ungeschicklichkeit einen Fehler begehen, eigentlich über einen Klotz fallen. Jemanden über den Tölpel werfen oder stoßen, einen Dummen oder Ungeschickten hintergehen. Wie schön sie mich über den Tölpel stoßen will, Less. d.i. ausfragen. Daher übertölpeln, in eben dieser Bedeutung. 2. Figürlich, eine aus Menge körperlicher Masse, aus Schwerfälligkeit, und hernach auch aus Dummheit ungeschickte Person, im höchsten Grade plump und ungeschickt; von Personen beyderley Geschlechtes. Ein grober, ein ungeschickter Tölpel. Weil dieses Wort einen so hohen Grad der plumpen Ungeschicklichkeit bezeichnet, so ist es auch nur in den harten und niedrigen Sprecharten üblich.

Anm. Im Schwed. ohne Ableitungssylbe nur Tolp, Tylp, auch in einigen Deutschen Mundarten, z.B. bey dem Hans Sachs nur Dölp, im Meklenburgischen Delf, im Böhm. Telpl und Tulpa, im Engl. mit einem andern End-Conson. Dolt. Frisch hatte den sonderbaren Einfall, dieses Wort von dem Niederd. Dürpel, Schwelle, abzuleiten, welches er selbst an einem andern Orte von Thürpfahl abstammen lässet. Allein, wenn gleich Pictorius Dörpel, Törpel, Turpel, für träge, plump, ungeschickt braucht, so stammet doch unser Tölpel gewiß nicht davon ab. Daß die Endsylbe -el hier bloß das Ableitungssylbe ist, also nicht zum Stamme gehöret, und noch weniger aus Pfahl verkürzt seyn kann, erhellet aus dem schon angeführten Schwed. Tolp, Tylp, und Deutschen Dölp und Delf. Allem Ansehen nach ist der Begriff der Masse, der Größe, Dicke und Unbeweglichkeit, der Stammbegriff, worauf es in engerer Bedeutung einen Klotz, und figürlich einen plumpen, schwerfälligen Körper bedeutet hat. Diese Figur ist nichts seltenes. Klotz wird in beyden Bedeutungen gebraucht. Das Latein. stupidus ist allem Ansehen nach mit dem Nieders. Stubbe, Wurzelende, und das niedrige Runks mit dem Latein. Truncus, verwandt, anderer Beyspiele zu geschweigen. Verwandte von Tölpel sind, das Engl. dull, stumpf, schwer, tölpisch, das Finnländische tolwana, stumpf, und unser Stolle, Dolde, Stulpe u.s.f.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 623.
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