Topp

[629] Topp! eine Interjection, welche noch im gemeinen Leben sehr häufig ist, die Gültigkeit einer Wette oder eines mit dem bloßen Handschlage geschlossenen Vertrages auszudrucken. Topp! es gilt. Topp! was gilt die Wette? Hast du Lust zu wetten? Topp![629] d.i. es gilt, ich halte dich bey deinem Worte. Im Nieders. sagt man auch Topp oder Tipp halten, Wort halten, die Wette halten. Eben daselbst hat man auch das Zeitwort toppen, wetten, Franz. toper, bey welchen tope! eben so wie unser topp gebraucht wird.

Anm. Im Schwed. gleichfalls topp! Menage leitet in seinem Französischen etymologischen Wörterbuche das Franz. tope! von dem Hebr. טומ, gut, her. Dreyer aber, der in seinen vermischten Abhandl. p. 900 von diesem Worte handelt, siehet es als eine Zusammenziehung von to hoop an. Die erste Ableitung würde scheinbarer seyn, wenn man sonst nur die geringste Spur hätte, daß top in irgend einer Europäischen Sprache gut bedeutet hätte. Richtiger erkläret man dieses Wort aus der alten ehedem in Deutschland und den mitternächtigen Ländern üblichen Gewohnheit, bey einer Wette oder einem jeden andern mündlichen Vertrage, statt des noch üblichen Handschlages die Daumen zusammen zu halten, oder vielmehr zusammen zu stoßen, von welcher Gewohnheit Dreyer am angeführten Orte handelt. Bey dieser Zusammenhaltung der Daumen sagte man das Wort topp, welches ohne Zweifel zu dem Nieders. tippen, mit der Spitze des Fingers berühret, abstammet, zumahl, da man für topp im Nieders. auch tipp sagt. Toppen bedeutet vermöge des ründern o eine stärkere Berührung als tippen. S. auch Tappen. In Bretagne lautet diese Interjection toca, tonca, welche unstreitig zu dem Ital. toccare, Franz. toucher, Latein. tangere, berühren, und zu unserm ticken, mit der Spitze berühren, gehöret. Wegen des obgedachten Gebrauches, vermittelst Zusammenstoßung der Daumen zu wetten, heißt dieser Finger noch in einigen Niederdeutschen und Holländischen Gegenden der Wödenfinger oder Wönlett, nicht von Wodan, dem Herkules der nordischen Völker, sondern von wöden, wetten. Von einem Reichen sagt man daher noch in Westphalen, daß er etwas vor den Daumen zu schieben habe, oder viel verwetten könne. S. Toppschilling.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 629-630.
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