Tröstlich

[698] Trȫstlich, -er, -ste, adj. et adv. welches ehedem in verschiedener Bedeutung üblich war. 1. * Von Trost, Zuversicht, Dreistigkeit, war tröstlich ehedem für dreist, kühn, beherzt, üblich. Marggraf Heinrich stellte sich tröstlich zu dem Kriege, in Menkens Script. Th. 2. S. 1740. In dem alten Liede, Nun lob mein Seel den Herren, singt die christliche Kirche noch, ihm tröstlich thun anhangen, ohne es gehörig zu verstehen, weil viele dafür gänzlich eingeschoben haben, da es doch zuversichtlich bedeutet. Der tröstlichen Hoffnung leben, der zuversichtlichen, kommt auch noch hin und wieder vor.


Es hoffte tröstlich jederzeit

Israel auf des Herren Macht,

Opitz Ps. 131.


2. In der noch jetzt gangbaren Bedeutung der Wörter Trost und trösten, ist tröstlich. 1) Der sich trösten läßt, Trost annimmt, tröstbar; in welchem Verstande aber nur der Gegensatz untröstlich üblich ist. 2) * Neigung und Fertigkeit besitzend, andere zu trösten; eine jetzt veraltete Bedeutung. Freundlich, hülflich, tröstlich seyn, Opitz. 3) Von Sachen und Vorstellungen, die unangenehme Empfindung im Leiden überwiegend, und darin gegründet; in welchem Verstande es doch im gemeinen Leben am häufigsten ist. Eine tröstliche Vorstellung, Predigt, Erzählung. 4) In weiterer Bedeutung, war es ehedem für angenehm, erfreulich überhaupt gangbar, in welchem Verstande es auch noch im gemeinen Leben üblich ist. Das ist nicht sehr tröstlich, nicht sehr angenehm. Sie können sich vorstellen, welche tröstliche Figur ich in diesen Umständen gemacht habe. In der Deutschen Bibel kommt es in dieser Bedeutung noch mehrmahls vor.

Schon bey dem Notker trostlich. So auch die Tröstlichkeit.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 698.
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