Trunken

[710] Trunken, -er, -ste, adj. et adv. von trinken, doch nur in dessen engerer Bedeutung, im Trinken, das Maß der Nothdurft oder weisen Fröhlichkeit überschreiten. 1) Von unmäßig zu sich genommenen geistigen Getränken in den Zustand verworrener Begriffe[710] versetzt. Vom Wein trunken werden, 1 Mos. 9, 20. Taumeln, wie ein Trunkener, Ps. 107, 27. Jedermann gibt zum ersten guten Wein, und wenn die Gäste trunken worden, den geringern, Joh. 2, 10. Man gebraucht es in dieser Bedeutung nur noch zuweilen in der höhern Schreibart, indem außerdem betrunken dafür üblicher ist. 2) Figürlich ist trunken auch, durch andere heftige Empfindungen in den Stand undeutlicher und verworrener Begriffe versetzt, und darin gegründet; mit den Vorwörtern vor und von. Von Schlaf trunken seyn, oder schlaftrunken seyn. Eine trunkene Betäubung scheint sie fühllos gemacht zu haben. Besonders durch heftige Leidenschaften. Trunken vor Vergnügen, Gell.


Unglücklicher, der schon von Hoffnung trunken,

Des Oceans Gebieter ist,

Raml.


Welch Aussicht öffnest du der Freude trunknen Blicken!

Weiße.


Alles lächelt entzückt von trunkner Freude verschönert,

Zachar.


In welcher ganzen figürlichen Bedeutung betrunken nicht gewöhnlich ist.

Anm. Schon bey dem Kero, Willeram, Notker trunkan, bey dem Ottfried drunken, im Schwed. druck. S. Trinken.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 710-711.
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